Vegan ist im Rennen

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Pots­damer Neueste Nachricht­en: “Veg­an ist im Ren­nen”; am 16.10 berichtete das Blatt über Frank Spade, über seinen Weg zum Veg­an­is­mus und seinen Ein­satz bei den Veg­an Run­ners. Nachzule­sen unter: http://www.pnn.de/regionalsport/901974/
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Kleine Richtig­stel­lung des Artikels:
“Sehr schön, nur lei­der hat der Jour­nal­ist meinen Namen ver­hun­zt, denn ich heisse nicht Sparde oder Barde, son­dern Spade. Daneben hat­te ich nicht meinen Feld­webel son­dern meine Feld­webel beein­druckt, denn ich war als Erkun­dung­sof­fizier und Leut­nant deren Vorge­set­zter. Last but not least war ich nicht Haus­meis­ter in einem Kinder­garten, son­dern Geschäfts­führer und Mann für alles in der Montes­sori-Kindertagesstätte mein­er amerikanis­chen Frau.” Frank Spade.

Textver­sion:
Veg­an ist im Rennen
von Peter Könnicke
Frank Spade isst seit 30 Jahren kein Fleisch. Am Laufen hat ihn das nie gehin­dert. Mit 65 will er beim Marathon starten

Was drauf­ste­ht, ist auch drin, sagt Frank Spade, wenn er Mitläufer über­holt und diese ihm fra­gend hin­ter­her­schauen wegen seines schwarz-grü­nen Trikots mit dem Auf­druck „Veg­an Run­ners“. „Veg­an?“, mag manch ein­er denken, „da kann doch nicht viel drin­steck­en.“ „Und ob“, sagt Spade, „ich krieg mit veg­an­er Ernährung alles, was ich brauch.“

Fleis­chlose Ernährung ist hip. In Presse­shops füllt gle­ich ein halbes Dutzend Zeitschriften mit veg­e­tarischen und veg­a­nen Rezepten die Regale. Aktuelle Aus­gaben beschäfti­gen sich mit dem The­ma „Veg­an & Sport“ und dem möglichen Zusam­men­hang zwis­chen sportlich­er Leis­tung und veg­e­tarisch­er Ernährung. Für Frank Spade ist die Frage längst beant­wortet: „Natür­lich bin ich fit­ter, weil ich mich veg­an ernähre“, sagt der 63-jährige Pots­damer. Genau­so denken seine Mit­stre­it­er der „Veg­an Run­ners Berlin-Bran­den­burg“. Die Lauf­be­we­gung der Veg­an Run­ners hat in Eng­land ihren Ursprung und gibt es inzwis­chen auf der ganzen Welt. Die deutsche Sek­tion wurde vor sieben Jahren von der Berliner­in Andrea Hayn gegrün­det, im Mail­verteil­er ste­hen inzwis­chen 110 Adressen, zum harten, laufend­en Kern gehören 25 Frauen und Män­ner, darunter eine Pots­damer Gruppe.

Es gibt zahlre­iche promi­nente Beispiele für Sportler, die sich veg­e­tarisch oder veg­an ernähren, und dabei einen engen Zusam­men­hang zwis­chen höher­er Leis­tungs­fähigkeit durch ein besseres Regen­er­a­tionsver­mö­gen beto­nen. Der Triath­let Dave Scott gehört dazu, der – als Veg­e­tari­er – sechs­mal Iron­man-Welt­meis­ter wurde und selb­st mit über 40 Jahren noch zur absoluten Welt­spitze gehörte. Der derzeit wohl pop­ulärste Ath­let in der veg­a­nen Sport­szene ist Matt Fra­zier. In seinem Best­seller „No Meat Ath­lete“ beschreibt der US-Amerikan­er seinen Wan­del vom Fast­food-Junkie zum Veg­an­er und vom Couch-Pota­to zum Ultramarathoner.

Frank Spade war nie ein inter­na­tionaler Spitzen­läufer, gle­ich­wohl: Die 25 Kilo­me­ter lief er im Alter von 35 Jahren unter beachtlichen 90 Minuten. Dass er ein Aus­dauer­typ war, habe er schon in der Schule gemerkt, später habe er bei der Bun­deswehr seine Feld­webel mit sein­er guten Kon­di­tion beein­druck­en kön­nen. Während sein­er Armeezeit bekam er auch erst­mals eine Ahnung, welchen Ein­fluss eine gesunde Ernährung auf seinen Kör­p­er haben kann. Nach ein­er Blind­darm-Entzün­dung emp­fahl ihm der Stab­sarzt, beim Essen auf alles zu verzicht­en, was den Heilung­sprozess verzögert. „Und ich dachte mir, dass ich das dann wohl auch tun sollte, wenn ich gesund bleiben will“, sagt Spade. Also begann er sich mit gesun­der bis hin zu veg­e­tarisch­er Ernährung zu beschäfti­gen. „An der Uni habe ich mein eigenes Müs­li gemixt und sog­ar verkauft“, erzählt er.

Die ersten Gedanken über die ethis­che Kom­po­nente seines Speise­plans machte sich Frank Spade während sein­er Hochzeit­sreise nach Israel. Da habe er zum ersten Mal eine Hüh­n­er-Leg­e­bat­terie gese­hen. „Dabei war das Tier­leid das eine“, sagte er. Aber sein aus­geprägtes human­is­tis­ches Welt­bild habe ihn auch fra­gen lassen, was mit den Men­schen passiert, die in solchen Zucht- und Mas­tanstal­ten arbeit­en und die Tiere schlacht­en. „Wie ver­ro­ht und abges­tumpft müssen die sein?“

Wegen eines Jobs zog der Infor­ma­tion­swis­senschaftler in die USA, arbeit­ete dort zunächst für eine Nachricht­en-Agen­tur, später als Geschäfts­führer in einem Kinder­garten, dann als IT-Man­ag­er für einen Naturkost-Super­markt. Bei all den Wech­seln blieb die Ein­stel­lung für eine Ernährung ohne Fleisch. „Seit 30 Jahren lebe ich veg­an“, sagt Spade. Dabei ver­heim­licht er nicht, dass er mit der bekan­ntesten Man­gel­er­schei­n­ung, die bei veg­an­er Ernährung auftreten kann und von Kri­tik­ern immer wieder ange­führt wird, kurze Zeit Prob­leme hat­te: dem Man­gel an Vit­a­min B12, das nur in tierischen Nahrungsmit­teln enthal­ten ist. Das Defiz­it habe er durch eine Zah­n­creme, in der das wichtige Vit­a­min enthal­ten ist, aus­gle­ichen können.

Und am Laufen habe ihn seine veg­ane Lebensweise nie gehin­dert. „Ich bin immer weit­erge­laufen, egal wo ich war. Und gesund geblieben bin ich auch“, sagt Spade. Derzeit sei sein wöchentlich­es Lauf­pen­sum nicht allzu hoch, „30 bis 40 Kilo­me­ter“, sagt er. Im kom­menden Jahr soll es wieder etwas mehr wer­den, weil er ein größeres Ziel vor­bere­it­en möchte. „Mit 65 will ich Marathon laufen“, sagt Spade. Es wäre sein erster.

Erschienen am 16.10.2014 auf Seite 22

• Alle Presse-Artikel in der Über­sicht: Kat­e­gorie Presse

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