Braveheartbattle 2016 in Beschofsheim, 12.03.16

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Ein Bericht von Steve Klockow:
Am 12. März bin ich, mit meinen Jungs, zum Brave­heart Bat­tle gestartet.

30 Mas­ter­chief-Kilo­me­ter, die mal etwas kürz­er oder länger als ein nor­maler Kilo­me­ter sind. Geschätzt wurde die Strecke auf ca. 32 Km mit unge­fähr 50 Hindernissen.

Wir kamen in Bischof­sheim an und entspan­nten uns erst­mal bei einem guten Essen in einem kleinen, sehr rustikalen Bauern-Restau­rant. Es war sehr her­zlich ein­gerichtet. Dann holten wir unsere Start­num­mern ab. Dort sah ich die anderen Frauen und Män­ner aus unserem Team “Sturmwölfe”.

Ich habe Anfang diesen Jahres beschlossen, dass ich all meine Läufe bar­fuß absolviere. Daher hat­te ich mein Train­ing für diesen Lauf bar­fuß gestal­tet und mich natür­lich eine Woche vor dem Lauf verletzt 😀

Ich hat­te eine Blase an jedem Fuß, die dann sehr unschön aufging und sich entzün­dete. Die Schmerzen (eine Woche vor dem Lauf) waren so schlimm, dass ich den Fuß nicht auftreten konnte.

Ich bin in solchen Sit­u­a­tio­nen immer sehr opti­mistisch und dachte, dass kriege ich schon hin, ärg­erte mich aber über diese Ver­let­zung und beschloss schw­eren Herzens, den Lauf doch mit Schuhen (Five Fin­gers) zu laufen. Ich machte mir immer einen Spaß daraus und sagte, “vielle­icht hab ich ja Glück und ver­liere einen Schuh im Schlamm und kann dann ohne weit­er laufen”.

Bis zum Lauf­tag musste ich den linken Fuß ver­bun­den mit Salbe behan­deln, weil die Entzün­dung noch da war.

Ich klebte mir also ein wasserdicht­es Pflaster auf die Wunde, für das der Apothek­er schwor, dass es min­destens drei Stun­den hal­ten sollte. Nach gefühlten 10 Minuten, riss ich die restlichen Fet­zen ab 😀

Zum Glück merk­te ich, dass wir alle ein biss­chen angeschla­gen waren. Mar­tin war erkäl­tet, Col­in sah nicht so gut aus, Peer fühlte sich nicht fit und ich hat­te meine Fuß Prob­leme. Nur Andre und unsere Damen (Jan­ny und Nicole) glänzten.

Der Lauf startete, also wur­den die Prob­leme neben­säch­lich. Jet­zt zählte, worum es allen ging.

Es war ziem­lich kalt, 2 bis 3 Grad Cel­sius. Ich hat­te mich darauf vor­bere­it­et, den Lauf in kurz­er Hose, mit freiem Oberkör­p­er zu bestre­it­en. Wenn ich schon nicht zu den schnell­sten gehöre, will ich wenig­stens ein­er der Ver­rück­testen sein. Auch wenn der Bauch kein Six­pack zeigte, präsen­tierte ich ihn voller Stolz.

Als Team hat­ten wir natür­lich die Fahne bei und ich durfte sie zum Anfang tragen.
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Wir ran­nten los. Die anderen Läufer aus meinem Team waren sehr motiviert und ran­nten recht schnell an. Ich merk­te aber, dass es mir zu schnell war und ver­suchte im all­ge­meinen- aber auch per­sön­lichem Inter­esse das Tem­po der Gruppe etwas zu reduzieren.

Es kamen die ersten Stei­gun­gen im Gelände. Meine Füße tat­en schon jet­zt so weh, dass ich ver­suchte auf dem Außen­riss oder dem Hack­en zu laufen. Es war schw­er, aber es ging. Die ersten Hin­dernisse kamen, unbe­deu­tend und leicht zu meis­tern. Langsam kamen wir aber in Rich­tung Berge.

Ich hat­te mich vorher immer gewun­dert, warum alle anderen so beein­druckt von den Bergen sprachen. Meine Antwort war immer: “du kannst die Berge doch hochlaufen, so schlimm wird’s schon nicht wer­den …”. Als ich die Berge sah, wusste ich, warum alle darüber sprachen 😀

Ich schätze die Strecke vom Berg bis ins Tal auf 100 bis 150 Meter (gefühlt), die Stei­gung war ziem­lich ordentlich und ist von mir auf ca. 30 Grad geschätzt. Die Berge waren so steil und rutschig, dass man sie nicht herun­ter­laufen, son­dern auf dem Wald­bo­den, der noch teil­weise mit Schnee bedeckt war, rutschen musste.

Es kam dabei auch schon­mal vor, dass man keinen Halt mehr fand und bis zu 30 Meter bei ca. 20 Km/h runter rutschte. Es war also recht span­nend und wir sahen einige Ver­let­zte, die Äste oder ähn­lich­es beim Rutschen abkriegten.
Unten angekom­men, merk­te ich, dass wir wieder hochk­let­tern mussten. Also ging ich mit meinen Five Fin­gers zum Klet­tern und zog mich mit Hil­fe der anderen hoch. Meine Schuhe hat­ten gar kein Pro­fil und so wurde die Stei­gung auch zu ein­er unschö­nen Rutschpartie.

Ich klet­terte und klet­terte und rutschte immer wieder ab, bis zu 5 Meter runter (bis mich andere Läufer auffin­gen und hiel­ten). Der Zusam­men­halt und die Bere­itschaft anderen zu helfen war bei diesem Lauf unver­gle­ich­lich und ein­fach toll anzusehen.

Oben angekom­men, warteten wir in der Gruppe, bis alle da waren. Nun hieß es wieder runter rutschen, unten angekom­men wieder hochk­let­tern. Als ich nach vorn schaute, sah ich, dass wir noch einige Mal hoch und runter klet­tern mussten. Ich weiß nicht mehr, wie oft, aber es waren ins­ge­samt fünf oder sechs Mal, die wir klet­tern und rutschen mussten.

Nun hat­ten wir das (mein­er Mei­n­ung nach härteste) Hin­der­nis geschafft. Es ging weit­er. Wir liefen nun einen schneebe­deck­ten Berg hoch, der nicht mehr so steil war und kamen zu ein­er Verpfle­gungssta­tion. Nutel­la Brote, trock­enes Brot und Wass­er wur­den gere­icht. Da ich kein Nutel­la esse, nahm ich trock­enes Brot und weil es so trock­en war, biss ich immer ein Stück ab und spülte es mit Wass­er runter. Das Brot war so hart, dass ich die Stück­en richtig abreißen musste, weil es kaum zu beißen ging.

Auf dem Berg kam die Kälte, der Wind pfiff uns von allen Seit­en um die Ohren.
Auch war ich schock­iert, als ich sah, dass wir erst wenige Kilo­me­ter geschafft hat­ten. Ich glaube auf dem Berg waren es 7 Km und wir hat­ten nach eini­gen Stun­den, die wir schon liefen noch einiges vor uns. Also wieder Tem­po machen. Dies­mal ging es ein­fach­er, da wir nun bergab liefen und ich so meine Kör­p­er Tem­per­atur aufwär­men konnte.

Nun ging es durch Gräben und wir klet­terten durch Autos. Nun kamen auch ein paar Wasser­strahlen und wir wur­den endlich mal ein biss­chen nass.
Ich hat­te mich schon vorher geärg­ert, dass nicht so viele Hin­dernisse kom­men, bei denen man nass wird und dachte, dass es so viel zu ein­fach wird, aber ich wusste offen­sichtlich nicht, wovon ich spreche.

Jet­zt kamen wir in die Stadt und mussten durch Wass­er-Con­tain­er laufen, kriechen und durch Flüsse gehen. Alles anstren­gend, aber noch machbar.
Nach Kilo­me­ter 16 kamen wir an die lang ersehn­ten Schlamm­löch­er. Nun wurde es schmutzig. Wir sprangen vom Rand in die Schlam­m­gruben (ca. 2 Meter tief) und sanken bis zur Hüfte in den Matsch / Wass­er. Die ersten Gruben waren in Ord­nung aber der Ausstieg war sehr müh­sam, da alles ziem­lich glatt und rutschig war. Es gab ein­fach keine Möglichkeit sich irgend­wo fest zu hal­ten und sich so allein raus zu ziehen, also blieb nur die Gemein­schaft. Von vorn zogen sie mich an den Armen, von hin­ten drück­ten sie mich an den Beinen und am Hin­ten hoch. Ich freute mich, dass alle so zusam­men hiel­ten und schrie dann immer ein glück­lich­es “Danke” aus. Nun war auch Nan­cy (die Fre­undin von Peer) da und filmte uns mit dem Handy.

Die let­zte Schlam­m­grube war anders als alle anderen zuvor. Der Schlamm war so zäh und fest, dass wir die Füße nicht mehr raus beka­men. Über­all hörte man: “ich kriege die Beine nicht mehr raus”. Ein Mann, der neben mir stand, hat­te das selbe Prob­lem. Er zog sein Bein hoch und ich mit den Armen an seinem Knie um ihm zu helfen. Es war eine ziem­liche Tor­tur. Ich über­legte, wie man das Prob­lem lösen kon­nte und lies mich mit steifem Kör­p­er nach vorne fall­en. So legte ich mich längst auf den Schlamm, der so fest war, dass ich nicht ein­sick­erte und gle­ichzeit­ig zogen sich meine Beine raus. Auf dem Bauch robbte ich so bis zum Ende durch. Aber auch hier war der Ausstieg aus der Grube allein nicht möglich.

Wieder halfen mir zwei bis drei Leute und holten mich aus der Grube. Als ich ausstieg zog ich meine Five Fin­gers nochmal richtig an und ging weiter.
Ein paar Meter weit­er wie von Zauber­hand schaute ich auf meine Füße und sah, dass mein Chip (Zeit-Chip) und mein link­er Schuh weg waren. Ich hat­te ihn ger­ade noch gerichtet und nun war er weg. Ziem­lich selt­sam, aber ich fand ihn auch nicht wieder und beschloss ohne weit­er zu laufen, die Hälfte hat­te ich ja schließlich schon geschafft.

Mit einem Lächeln im Herzen lief ich weit­er, weil ich immer daran denken musste, dass ich vorher noch gesagt hat­te, dass wenn ich Glück habe, ich die Schuhe vielle­icht im Schlamm ver­liere und ohne weit­er laufen muss.
Das dumme war nur, dass mein link­er Fuß diese offene Wun­der unter dem Ballen hat­te und ich nun bei jedem Schritt direkt drauf trat, ohne Pflaster.
Naja, zum Glück war es so kalt, dass der Fuß inner­halb von weni­gen Minuten so einge­froren war, dass ich keine Schmerzen mehr spürte und ein­fach weit­er lief. Ich über­legte natür­lich den recht­en Schuh auch wegzuw­er­fen, aber da wir noch durch einige Flüsse mussten und ich Ver­let­zungs-Angst vor nicht sicht­baren, spitzen Steinen hat­te, behielt ich ihn an.

Zwei Kilo­me­ter später warf ich ihn dann aber auch weg. Nun hat­te ich es geschafft. Ich kon­nte endlich bar­fuß laufen, aber die Strecke wurde nicht leichter. Zusam­men kämpften wir uns durch jeden Fluss und jedes Hindernis.
Wir trotzten der Kälte, den Hin­dernissen und der Strecke, bis wir schließlich einen Berg hochliefen und uns ein ander­er Läufer ent­ge­gen kam und sagte, dass das Ren­nen eben abge­brochen wurde, weil es schon 18 Uhr ist und sie uns nicht mehr weit­er machen lassen können.

Ich ver­stand die Sit­u­a­tion erst nicht und war schweine­sauer. Jet­zt hat­ten wir uns 26 Km gequält und nun das. Stark erschöpft und mit einge­broch­en­er Moti­va­tion began­nen sofort die Schmerzen und ich humpelte den Berg wieder runter in Rich­tung (Abkürzung) Ziel. Unter­wegs beka­men wir Deck­en und ein Lin­ien­bus hielt an und nahm uns mit. Im Bus saß ich das erste Mal nach sieben Stun­den Qual. Ich schaute kurz auf die Unter­seite meines Fußes, der sich langsam wieder aufwärmte und schaute sofort wieder weg, weil es nicht beson­ders gut aussah.

Die Moti­va­tion war weg und Erschöp­fung und Schmerzen kamen ziem­lich schnell und stark.

Der Ver­anstal­ter hat­te ich sich ein biss­chen mit den Hin­dernissen und der neuen Strecke ver­schätzt und so blieben von ca. 3000 Läufer über die Hälfte auf der Strecke und kamen nicht richtig durchs Ziel.
Da alles so schwierig gelaufen war, durften wir am Ziel aber doch durch­laufen und beka­men unsere Medaille.

Inzwis­chen war das ganze Adren­a­lin aus meinem Kör­p­er ver­schwun­den und ich war leicht unterkühlt. Immer noch bar­fuß und in ein­er Decke (mit freiem Oberkör­p­er) einge­hüllt, gin­gen wir zit­ternd zu unseren Sachen.
Wir sahen alle ziem­lich gut aus und waren von oben bis unten mit getrock­neten Schlamm bedeckt. Da aber ger­ade ca. 1500 Läufer zeit­gle­ich im Ziel anka­men, waren die Duschen über­füllt und wir verzichteten darauf zu warten.
Wir zogen uns jet­zt um.

Ich war so fer­tig, dass ich nicht mehr in der Lage war, meine Hand­schuhe allein auszuziehen oder meinen Jack­en-Reißver­schluss zuzu­machen. Ich zog mir nur meinen Pullover, Jacke und Schuhe an. Die völ­lig ver­dreck­te Laufhose ließ ich an, weil ich von oben bis unten voller Schlamm war. So stiegen wir in die Autos ein und fuhren nach Hause.

Im Auto humpel­nd angekom­men, schlief ich sofort ein und war erst­mal für drei Stun­den schein­tod. Als ich dann etwas aß, war ich sog­ar wieder in der Lage etwas zu sprechen, aber immer noch stark angeschla­gen. Zum Glück fuhren wir recht schnell und alles klappte ein­fach fantastisch.
Als Faz­it muss ich geste­hen, dass ich diesen Lauf anfangs völ­lig unter­schätzt habe. Es war mit großem Abstand der härteste Hin­dernislauf, den ich je gemacht habe. Die Hin­dernisse waren ziem­lich lang­wierig und schw­er zu meistern.

Meinen hohen Respekt an alle, die den Lauf richtig gefin­ished oder wie wir wenig­stens bis zum Ende des Laufes gekom­men sind. Und großen Respekt an unsere Damen Nicole und Jan­ny, die das Tem­po der Gruppe stark erhöht haben. Wir Män­ner waren alle fer­tig und haben hin­ter­her gehangen und die Mädels haben uns laufend ste­hen lassen. Ehre, wem Ehre gebührt und ihr habt sie euch ein­fach verdient.
Kein­er von uns “harten Hun­den” hat das Ren­nen richtig gefin­ished, aber wir haben gekämpft wie Wölfe. Im näch­sten Jahr laufen wir wieder und zeigen was wir drauf haben.

Als per­sön­lich­es Faz­it habe ich bemerkt, dass ich mir selb­st gern Dinge antue, die nicht immer gut für meine Gesund­heit aber ver­dammt gut für meine Gedanken sind. Meine Füße sind bei­de noch ziem­lich ver­let­zt, ver­bun­den und müssen noch heilen, aber ich bin ver­dammt stolz, dass alles gekom­men ist, wie es kam.

Ich freue mich schon auf die näch­sten Läufe mit meinen Wölfen. 

Ahhu­u­u­u­u­uu

Link zum Ver­anstal­ter: www.braveheartbattle.de

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