Ich dachte immer „Ultras“ sind gemütliche Läufe mit Kuschelpace ohne Laktathusten…ich wurde eines besseren belehrt…
Ein Bericht von Kathi Schichtl
Wieder eines dieser typischen Wochenenden im Leben eines Läufers, an denen man nicht weiß, bei welchem der vielen tollen Events man an den Start gehen soll…es fallen einfach immer zu viele klasse Veranstaltungen auf einen Termin. Meine Freundinnen Iwi und Sonja machen mir allerdings den Bleilochlauf schmackhaft – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes: alles komplett vegan!!! Landschaftlich klasse, nette Orga — Jungs, peinlich günstige Startgebühr inkl. Shirt…. und da ich in Leipzig meine Eltern besuche bietet sich dieser kleine Kuschelultra mit 46 km und 1.150 HM rund um Deutschlands größten Stausee ja quasi förmlich an.
Die Anreise erfolgte am Vorabend ins verlassene ostdeutsche Örtchen Saalburg-Klosters. Dass es sich um eine familiäre Veranstaltung handelt merkt man sofort. Ich werde am Bahnhof in Schleiz von der Ehefrau vom Hauptorganisator abgeholt, da die Verbindung mit den Öffis katastrophal ist. Was für ein Service. In Saalburg-Klosters am Campingplatz beim Stausee werde ich sehr freundlich empfangen. Es folgt der Zimmerbezug im 16er-Zimmer und ein kurzer Rundgang. Ich bin eine der wenigen die am Vorabend anreisen. Wir sind lediglich knapp 15 Leute in der kleinen Herberge. Iwi, Sascha, Jan Albert und ich drehten zum „Beine”-Vertreten noch eine kleine 5 km — Sonnenuntergangs-Selfies-Runde. Da fiel bereits auf: landschaftlich ist es hier wirklich traumhaft schön. Auf dem Campingplatz waren die Jungs vom Orga Team ebenfalls noch fleißig am Werkeln. Es wurde tonnenweise “Chili sin Carne” gekocht und wir durften die ersten Schüsselchen des sehr leckeren veganen Chili genießen. Den Abend ließen wir gemütlich mit Rotwein und von Männerhand selbstgebackenen Kuchen ausklingen und krabbelten nicht allzu spät in unsere Doppelstockbetten. Direkt am Fenster unterm Sternenhimmel.
Am nächsten Morgen erfolgte die Startnummernausgabe. Anders als wir es gewohnt sind, war 2 Stunden vorm Start fast nichts los. Insgesamt standen drei Strecken zur Auswahl: Ultra 46 km mit 1.150 HM, Classic 24 km und light 12 km sowie ein Bambinilauf mit etwas über 300 Teilnehmern. Die Stimmung war ausgelassen und man hatte nicht das Gefühl, dass man am Start eines Rennen steht. Es wurde viel gelacht, alles waren locker und es wurden ´zig Selfies geschossen… Iwi hat uns noch schnell alles Gute gewünscht und ist nach Hamburg weitergereist, da sie dort beim HASPA Marathon an den Start geht. Punkt 9 Uhr ging es dann auf die Strecke. Ich habe mich vorne eingereiht, damit ich gleich als erste Frau in Führung lag und somit einen guten Überblick hatte. Das Tempo war von Anfang an sehr zügig mit 4er Pace. Zu schnell für einen Ultra… wenn das mal gut geht. Dennis hat mich die ersten 10 Kilometer ordentlich gezogen. Es geht schnell auf Trails und lang am wunderschönen Stausee. Das Wetter ist perfekt. Nach kurzer Zeit ziehe ich bereits meine Jacke aus, weil die Sonne angenehm wärmt. Der Veranstalter und auch der Ruf der Veranstaltung haben nicht übertrieben. Landschaftlich einfach wunderschön mit fluffigen Trails. Der Hammerschlag kam dann bei km 12, als mich die 2. Frau einholt. Es handelt sich um die Vorjahressiegerin. Wir verstehen wir uns gleich richtig gut und laufen knapp 6 km zusammen und reden über Wettkämpfe, weitere Pläne und tauschen Tipps aus. Bei km 20 lasse ich sie ziehen — behalte sie allerdings stets im Blick. Die Strecke ist sehr abwechslungsreich. Ein ständiges hoch und runter. Über Trails, Kies‑, Wurzel- und Mooswege; meistens mit Blick auf den schönen See. Alle 6–7 km wurden wir mit veganen Schlaraffenland-Versorgungsstellen von sehr freundlichen Helfern und Kindern verwöhnt. Danke an dieser Stelle für die liebevolle Mühe. Auf der Strecke wird es auf der zweiten Hälfte langsam einsam. Von einem Streckenposten erfahre ich, dass ich von allen Ultraläufern sogar auf Platz 5 liege. Das macht mich schon sehr stolz…Letzter Versorgungspunkt bei km 41; nun heißt es nur noch bergab…5 km Asphalt, die wirklich weh taten. Aber das Ziel ist zum Greifen nah und ich hoppel die letzten Kilometer als glückliche 2. FRAU mit 3:54 Std. und insgesamt 7. FINISHERIN ins Ziel, wo mich alle lachend empfangen und gratulieren. Geschafft. Schön war es — aber hart! Aber wie heißt es so schön: Der Schmerz vergeht, der Ruhm bleibt…Also ab unter die heiße Dusche und Dreck abwaschen, in gemütliche Klamotten schlüpfen und hübsch machen für die Siegerehrung, sowie veganes Kuchenbuffet plündern. Besonders empfehlen kann ich den genialen Schokokuchen der nach alten Geheimrezept gebacken wurde. Balsam für den Gaumen. Als Siegerpreise gab es ebenfalls richtig brauchbare Sachen: Chiasamen und das Buch “born to run”, welches in keinen Ultraläufer-Haushalt fehlen darf. Dennis kam knapp 30 Minuten nach mir ins Ziel und war ebenfalls sehr zufrieden. Er musste sich die Kräfte einteilen, immerhin stand er am Sonntag schon wieder am Start beim Hermannslauf.
Als Resümee kann ich sagen: Next year do it again!!!! Und dann hoffentlich mit mehr ASICS Frontrunnern 🙂
Günstige Startgebühr, familiäre Veranstaltung, sehr nette Organisatoren, kuscheliges 16er Zimmer, landschaftliche Traumkulisse, veganes Schlaraffenland, tolle Preise, nettes “come-together” mit den üblichen Verdächtigen! Danke an Rico und Daniel, sowie Koch und Praktikant und alle fleißigen Ehefrauen, die uns mit den veganen Köstlichkeiten verwöhnt haben! It’s a big world — go run it!
http://www.bleilochlauf.de/
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2 Comments
Danke fürs online stellen! Es sollte mehr von diesen familären und liebevollen veganen Laufveranstaltungen geben…
Danke fürs online stellen! Es sollte mehr von diesen familären und liebevollen veganen Laufveranstaltungen geben…
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