Zum zweiten Mal nahm ich am 26. Mai am Treppenlauf im Frankfurter Messeturm teil, dem höchsten Treppenlauf in Europa. Die vertikale Distanz betrug genau 1202 Stufen oder 61 Stockwerke oder 222 Höhenmeter.
Im internationalen Vergleich ist das zwar eher eine mittlere Distanz, doch nicht weniger anspruchsvoll. Immerhin anspruchsvoll genug, um gleichzeitig Austragungsort der 2. Deutschen Towerrunning Championships zu sein.
Nachdem mein Zug aus Berlin (ich reiste morgens am Wettkampftag an) etwas Verspätung hatte und mein Startfenster dann auch noch von 10:57:10 Uhr auf 10:29:00 Uhr vorverlegt wurde, blieb kaum Zeit zum Aufwärmen. Am Start – er befand sich ca. 50 Meter vor dem Eingang zum Messeturm – starteten die Läufer_innen im 10 Sekunden-Takt. Von Cheerleaders angefeuert ging es dann im Sprint ins Treppenhaus. Eigentlich ist Towerrunning ganz einfach: Immer nur aufwärts laufen. Doch die etwas eigenwillige Architektur des Messeturms und die damit einhergehende Asymmetrie des Treppenhauses, sowie die unregelmäßige „Taktung“ der Stufenzahlen in den ersten 11 Etagen, machten es allen Läufer_innen am Anfang schwer, das richtige Durchhaltetempo zu finden. Ab etwa der 15 Etage spielte sich der Rhythmus von Stufen, Absätzen und Wendungen schließlich ein. Dann allerdings wurde die Luft im abgeriegelten Treppenhaus zunehmend dicker und machte das Atmen zusätzlich schwer.
Das besserte sich kurz vor der 50. Etage. Noch bevor ich den Anfeuerungsjubel der Cheerleader im Zielbereich im 61. in den nackten Treppenhauswänden schallen hörte, spürte ich einen langsam immer stärker werdenden, kühlen Frischluftsog, der mir in dieser Höhe noch einmal neue Energie schenkte.
Oben angekommen gab es reichlich Wasser und – das war im ersten Augenblick viel wichtiger – noch viel mehr frische Luft. Für den Towerrun im Messeturm wird im Zielbereich die Parkgarage der Fensterputzgondeln frei geräumt. Dieser bizarren Szenerie steht im wahrsten Sinne des Wortes eine atemberaubende Aussicht entgegen.
Doch von der Aussicht habe ich an dem Tag leider nicht viel mitbekommen. In Frankfurt hat es den ganzen Tag geregnet. Die Spitze des Messeturms war unter dicken, grauen und sehr nassen Wolken versteckt.
Obwohl ich mit 12:29,9 Minuten fast eine Minute mehr benötigte als im letzten Jahr, bin ich dennoch sehr zufrieden. Ein holpriger Start in die Trainingssaison und ein Meniskusproblem ließen mich bis kurz vor dem Lauf an der Teilnahme zweifeln. Das ich nun mit diesem Ergebnis abgeschnitten habe, überrascht mich daher sogar.
Trotz der sehr strengen Sicherheitsvorkehrungen im Messeturm (alle Läufer_innen trugen zusätzlich zu den Startnummern ein RFID-Siegel am Handgelenk und durften sich nur in den freigegebenen Bereichen aufhalten), stellten diese Maßnahmen keine nennenswerten Hindernisse dar. Alles verlief reibungslos und die Helfer_innen und das Sicherheitspersonal waren sehr nett und hilfsbereit.
Mit so viel guter Hochhauslaune wollte ich mir das zeitgleich in Frankfurt stattfindende Wolkenkratzerfestival natürlich nicht entgehen lassen. Das schlechte Wetter hat aber leider buchstäblich die Aussichten getrübt.
So versüßte ich mir den Rest des Tages bis zur Abreise in Frankfurts einzigem veganen Café, dem Edelkiosk. Der Tag hat sich also doppelt gelohnt.
Ich freue mich schon auf das nächste Jahr, dann hoffentlich mit besserem Wetter.
Viele Grüße,
Guido
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