Vom 17. bis 19. Mai fand in Bayern ein ganz besonderer Lauf statt, die erste vegane Ultramarathonstaffel B12, organisiert von Laufen gegen Leiden. Von Lindau am Bodensee bis an die tschechische Grenze ging es 440km quer durch Bayern, immer mehr oder weniger genau entlang der B12. 9 Teams zu 4 Personen sollten jeweils 50km laufen.
Aus der Berliner Vegan Runners Gruppe waren wir, Matze und Kira, dabei. Für uns war es der erste Ultramarathon, deshalb waren wir im Vorfeld schon ein wenig aufgeregt. Nach dem langen Winter hatten wir durchaus einen gewissen Trainingsrückstand, aber dass wir den Spreewaldmarathon vier Wochen vor der Staffel gut hinter uns gebracht hatten, beruhigte.
Matze:
Unsere Gruppe, die dritte der Staffel, startete kurz vor halb zwölf (nachts) mitten auf dem Lande bei Immenhofen. Wir vier waren alle etwas nervös, außer Thomas hatte noch niemand einen Ultralauf absolviert und ein Lauf bei Nacht auf unbekannter, nicht abgesperrter Strecke versprach spannend zu werden. Wir hatten lediglich einen Track auf unsere beiden GPS-Geräte geladen, den der Staffel-Organisator Mark vorher per G*-Maps erstellt hatte. Los ging es also frohen Mutes und mit Stirnlampen bewaffnet in die Dunkelheit. Ich hatte ein geliehenes Wander-GPS dabei, mit dem ich vorher nur einmal das Navigieren erprobt hatte. Schon nach 2 Kilometern kam dann die erste Herausforderung: Der Track verlief in einer schnurgeraden, fast tangentialen Linie von unserem Feldweg auf der einen Seite der B12 auf die andere Seite der Bundesstraße. Tja, nicht lange gefackelt, die Böschung hoch, auf die B12 und so lange dort geblieben, bis auf meinem GPS — zum Glück mit Karte — wieder ein Weg mit passendem Abstieg durch die Böschung zu sehen war. Das war die erste von einigen noch folgenden “kreativen Streckenführungen”, die wir dann im Laufe der Strecke absolvieren. Zum Glück war auf unserem GPS eine Wanderkarte mit recht detailliertem Wegenetz, so dass es sogar Spaß machte, um die diversen Hindernisse wie z.B. Wildzäune oder sumpfiges Gelände zu navigieren. Einmal ging es dann auch durch einen etwa 3 Meter breiten, knöcheltiefen Bach. Unser einziges ernsteres Streckenproblem hatten wir dann so etwa bei Marathondistanz nach der vierten Verpflegungsstation, als uns dann ein Bach, der schon fast ein kleiner Fluß war, den Weg versperrte und sich einige Wege als Sackgassen herausstellten. Aber nach einem weiteren Umweg waren wir wieder auf der Strecke und liefen schließlich nach 52km am Ortsschild von Landsberg am Lech vorbei. Es schlossen sich die gefühlt 3 längsten Kilometer der Strecke entlang einer seeehr langen Ortsstraße an, bis wir dann angestrengt, aber in guter Stimmung im morgendlichen Licht in der Altstadt ankamen. Unser Lauf hat — gerade auch wegen seines teilweise etwas abenteuerlichen Charakters — echt Spaß gemacht und ich hatte drei
tolle Laufpartner im Team, die die ganze Zeit gut gelaunt waren. Und sogar von Blasen bin ich verschont geblieben!
🙂
Kira:
Ich war in Gruppe F (6), die Kilometer 250–300 laufen sollte. Leider fielen verletzungsbedingt zwei der Läufer aus, sodass Thomas und ich nur zu zweit waren. Samstag nachmittags ging es für uns an einem Waldweg kurz vor Maitenbeth (ca. 20km östlich von München) los. Wir warteten auf die Gruppe vor uns, die wir wenige Stunden zuvor in der Münchner Innenstadt noch angefeuert hatten. Kurz vor vier Uhr kamen sie in Sicht, flott entlang der Bundesstraße — dann wurde kurz abgeklatscht und gratuliert — und los ging es für uns. Es war warm, etwa 20 Grad, und es hatte eine gute Brise, leider aber aus der falschen Richtung. Nach ca. 2km direkt entlang der Bundesstraße konnten wir auf einem Fahrradweg einbiegen, und liefen gemütlich (d.h. mit knapp 6:15–6:30/km) durch die hügelige hübsche Landschaft, viel Grün und dazwischen zwiebelige Kirchtürme. Bei km 10 war der erste Versorgungspunkt, wo uns die Helfer
von Sea Shepherd mit von lifefood gesponsorten Nahrungsmitteln versorgten. Ich musste hier meinen Trinkrucksack ablegen. Er war zu leicht, “nur” mit 1l Wasser beladen, und ich hatte zum ersten Mal das kurzärmlige Trikot an — es fing an zu scheuern. Ab da lief ich mit einer 0.5l Flasche Wasser und den Streckenabschnittskarten in der Hand. Das ging erstaunlich gut. Bei km 12 sahen wir eine lustige Eidechse in grün-rot! Bei km 14 ging es leider direkt an die Bundesstraße. Wir liefen, der StVO gemäß, am linken Fahrbahnrand. Als erstes wollte uns ein SUV-Fahrer (bayrisches Fabrikat) Angst einjagen indem er einen Schlenker auf uns zu machte. Kurz danach war die Fahrbahn vor uns komplett frei, und wir atmeten schon durch. Dann kam aber ein Überholender mit einem irrwitzigen Tempo von hinten knapp 30cm entfernt an uns vorbeigeschossen. Mit der inneren Ruhe war es dann endgültig vorbei, als wir bei km 16 an einer Bushaltestelle fremdenfeindliche Aufkleber entdeckten. In Ermangelung geeigneter Mittel konnten wir diese leider nicht entfernen, aber Fotos und Beschreibung werden an das zuständige Busunternehmen weitergeleitet. Ab km 18 ging es dann wieder auf Feldwegen bis km 30. Die Landschaft wurde flacher und etwas langweiliger, es lief sich aber immer noch ganz gut. Erstaunlich! Die Länge des Laufes lud zur Landschaftsbeobachtung ein. Ein Mal sahen wir Kühe auf der Weide! Es war ein Naturland-Hof. Ansonsten sahen wir nur Kühe in Ställen, dicht gedrängt, und natürlich davor die 1x1m Kälberboxen auf dem Hof. Ab km 34 liefen wir entlang einer größeren Straße, leider fast durchgehend auch noch mit Leitplanken. Wir wechselten uns mit dem Vorauslaufen ab. Hinterherlaufen
ist einfacher. Von ausreichendem Überholabstand hielten die Autofahrer nicht sehr viel, die Gestik hinter den Scheiben war auch teilweise nicht sehr freundlich. Dafür freuten wir uns umso mehr, als wir den vierten Versorgungspunkt erreichten. Mittlerweile war es am Dämmern. Wir zogen Jacken und reflektierende Westen an, stärkten uns zum letzten Mal mit lifebars, Datteln und Feigen und machten uns auf die letzte Strecke. Leider weiterhin direkt an der Straße. Der Verkehr nahm aber ab, und in der Dunkelheit fuhren die Autos langsamer und hielten mehr Abstand. Thomas’ Uhr piepste bei jedem gelaufenen Kilometer, und so motivierten wir uns. Der letzte Kilometer ging dann noch einmal bergauf. Wir hielten nach dem Versorgungsfahrzeug Ausschau. Es sollte links von uns in einem Seitenweg stehen. Es piepste zu den 50km, aber nichts zu sehen! Wir setzten uns ein letztes Mal in Gang und tatsächlich — 100m weiter stand es! Um halb 11 abends liefen wir ein, und freuten uns über einen beendeten unvergesslichen Lauf. Run Vegan!
Fazit: 50km, 32 supernette vegane Teilnehmer, viel Spass und einfach ein tolles Projekt für unseren ersten Ultra! Ein großer Dank an Mark!!
Andere Seiten:
Fotos und andere Laufberichte unter: laufengegenleiden.de
Laufbericht: bevegt.de
Laufbericht: koCKtrail
Laufbericht: Thomas Unger
Video: VeganSports Team Mannheim
Viele Grüße
Kira und Matze
Fotos auf dieser Seite mit freundlicher Genehmigung von Laufen gegen Leiden.
3 Comments
Danke für den Bericht. Es ist schön zu hören, dass es Euch Spaß gemacht hat! 🙂
Ein klasse Bericht und ein richtig professionelles Video! Danke!
Ein klasse Bericht und ein richtig professionelles Video! Danke!
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