Ein Bericht von Robert Boyde-Wolke
Die schon lange angemeldete Teilnahme beim „31. SPAR Budapest Marathon“ (ebenfalls am 9. Oktober) habe ich vor über einem Monat verzichtet, zusammen mit meiner Frau wollten wir nicht unsere 18-jährige Perserkatze (seit Juni dieses Jahres erblindet worden) wegen der langen Reisezeit nicht im Stich lassen. Deshalb habe ich mich aus diesem Grund beschlossen, solange unsere Katze noch lebt, werde ich die nächsten Marathonteilnahmen nur auf deutschem Boden mitmachen. Dafür sind wir schnell für die Katze im Notfall erreichbar.
Mit der Absage hatte ich einfach Glück, als ich mit dem Budapest-Veranstalter meine Bitte um die Kostenerstattung von 50 % angefragt habe. Er hatte Verständnis mit meiner Begründung und konnte sein Kulanz anbieten. Ich soll im nächsten Jahr trotzdem nach Budapest fliegen und Marathon teilnehmen. Dafür mein erfreulicher Respekt an Budapest!
Mit dieser Absage konnte ich nicht ohne Marathonlauf damit zufrieden sein, nur so habe ich schnell eine kleine Jubiläumsveranstaltung gefunden, die unweit von zu Hause war. Nicht nur beim 15. Mitteldeutscher Marathon in Halle ist das Jubiläum zu erleben, sondern auch gleichzeitig feiert Waldemar Cierpinski (geborener Hallenser) seinen Olympiasieg als erster deutscher Marathonläufer vor 40 Jahren in Montreal eine große Party. Der Veranstalter bietet auch die Neuauflage der Marathonstreckenführung von Leipzig bis Halle. 1925 war mit dieser Strecke die erste deutsche Meisterschaften im Marathon und mit dem Marathon 2002 als Unterstützung der Olympiawerbung von Leipzig wiederbelebt.
Nach 180 km Autofahrt waren wir am Samstag schon zur Mittagszeit in Halle da. Kleiner Altstadtbummel in Halle und ab 14 Uhr öffnete für die Startunterlagen-Abholung im Stadthaus.
Am Marktplatz konnte man schon einiges mit dem Aufbau für diese Laufveranstaltung erkennen.
Die Abholung verlief trotz vielen Teilnehmern schnell und problemlos, meine Frau wird mit ihrer Teilnahme beim 3,6km-Lauf auch dabei sein.
Bis zur Olympiaparty von Waldemar Cierpinski am Abend im Sportcenter unweit vom Marktplatz, wo er selbst noch als Geschäftsführer dort betreibt, waren wir unterwegs in der Stadt. Bei der Feier ab 19 Uhr waren rund 300 Gratulanten anwesend. Es war ein Bonus für die Marathonis, bei der Anmeldung für 42,195km waren der Eintritt zur Olympiaparty sozusagen kostenlos, alle andere Distanzen sollten für 10 EUR zusätzlich bezahlt werden. Die Party bestand Musik, Rede von Waldemar mit seinen Erlebnissen vom 1976 und 1980 bei den Olympischen Spielen im Marathon. Ein paar Prominente sowie MDR-TV-Team waren ebenso dabei. Als die Vorstellung zu Ende war, konnte ich locker mit ihm ein stolzes Gruppenfoto ablichten. Ein bodenständiger, lockerer Typ — das gefällt mir!
Für die kurze Übernachtung haben wir für die Jugendherberge entschieden, denn mit 10 min vom Marktplatz und 20 min Fußweg vom Hauptbahnhof entfernt, war ein passender Ort für uns…
Am frühen Sonntagmorgen schnell ein lockeres Frühstück (vegetarisches Angebot vorhanden), darunter mit einigen Marathonis. Dann kleines Fußmarsch zum Hauptbahnhof, wo dann nur 30 min mit der S‑Bahn nach Leipzig Hbf zu fahren war. In der Bahn waren noch mehrere Läufer zu sehen und bis zum Startort (nahe Red-Bull-Arena vom Fussballklub RB Leipzig) benötigte man mit der Straßenbahn nach einigen Haltestellen. Allgemein sollte man diese einstündige Fahrt vorher genau planen.
Wie überall bei Marathonwettkämpfen standen vor Ort WC, Kleidertransport sowie Betreuer zur Verfügung. Viele Teilnehmer lassen Nachmeldungen ausführen. Zum Glück war das Wetter für mich noch optimal, vor ein paar Tagen deutete nach Dauerregen an. Also ein trockener Startbeginn möglich!
Eine seltene Besonderheit für mich: Zu diesem Lauf habe ich eine einzigartige Laufausrüstung besorgt, dafür wurde ich von den Mitläufern sowie Betreuern lachend belohnt. Für mich klar die Neuheit!
Warum ich diese Ausrüstung angenommen habe, kann ich Euch gern etwas berichten:
Beim letzten Usedom-Marathon habe ich zufällig ein Berliner Marathonläufer kennengelernt, der lässt sich bei JEDEN Laufwettbewerben mit einem Ganzkörperanzug auflaufen, er stellte sich als “Gangster” dar. Für mich war schön. Klasse fand ich das, als ich bewusst mit ihm nach dem Start bis zum 10. KM auf der Usedomer Strandpromenade (von Swinemünde bis Heringsdorf) gemeinsam unterwegs beim Laufen war. Er bekam sehr viel von den Zuschauern Applaus und die Motivation am Laufen ging nicht verloren. Für mich war das bemerkenswert wichtig und konnte dabei was Schönes miterleben.
Darum habe ich für meine 10. Marathonteilnahme auch ähnliches mit dem Ganzkörperanzug als “Zauberer” entschieden, beim Mitteldeutschen Marathon (MDM) aufzutreten.
Wieder ein seltsames Zufall für mich, er war auch dort beim MDM dabei, er hatte sich kurzfristig entschieden. Ich habe mich für seine Teilnahme gefreut und hatte dann die gute Möglichkeit, mit ihm Foto zu machen. Es bleibt natürlich in Erinnerung. Ein mulmiges Gefühl war es, mit dem Ganzkörperanzug die ganze Marathondistanz zu laufen. Im Hintergedanken machte ich mir Sorgen, ob es alles gut geht?
Beim Startschuss um 9 Uhr war nicht so attraktiv gewesen, im Hintergrund gab Probleme mit der Startpistole (Einklemmung), aber nach wenigen Sekunden war doch der Start frei für alle Läufern.
Halle, die Händelstadt, kann kommen!
Bei meiner Frau war der Start erst um 11 Uhr am Marktplatz in Halle und mit 3 Runden zu bewältigen.
Die ersten 25 Kilometer lief ich mit den anderen Läufern auf dem Hochwasserdamm der Neuen Luppe, auch Luppe-Kanal (künstlicher Nebenarm der Weißen Elter) genannt. Zu sehen war im Allgemeinen nicht viel. Teils waren wir auch in den Wäldern unterwegs.
Die Verpflegungsstationen waren mit dem zahlreichen Angebot zu finden. Mit der Streckenmarkierungen (Kilometeranzeige) verfolgte ich seelenruhig mit Hilfe meiner GPS-Sportuhr „Garmin“. Alles ungewollt nach passendem Plan…
Kurz auf den Elsterradweg und später in den Diskauer Park, da hat man die halbe Fahrbahn für uns alleine. Seltsam war es, dass der Gegenverkehr kaum kam.
5 km vorm Ziel durch die bewohnte Gegend, da hatten wir endlich etwas mehr Zuschauer. So macht dann mit dem Laufen mehr Spaß… Die letzte Herausforderung war Anstieg an der großen Brücke, wo oberhalb der Brücke die Bahnlinien zu sehen waren.
Einige Kilometer durch den Parkweg und neben dem Hauptbahnhof von Halle vorbei war ich nur noch bergab (1,5km) zum Ziel durch die Hallenser Altstadt. Das war eine geile, super Unterstützung für mich, so leicht war das Zieleinlauf bisher für mich nicht. Viele Zuschauer gaben uns Applaus, dass wir trotz Regen doch keine „Weicheier“ waren. Ab 28 km hatte es leider geregnet und keiner hatte es sich beschwert.
Am Ziel war ich erleichtert mit der Laufausrüstung und selbst erstaunt, dass ich nicht über 4 Stunden (3:58:22 h) gelaufen war. Da konnte ich davon 4 aus 10 Teilnahmen unter 4 Stunden erreichen, ein kleiner Stolz zum Jubiläumstag von MDM für mich. Ich war noch überglücklich darüber, dass meine Frau mit ihrem Lauf geschafft. Wir hatten gleiche schöne Finishermedaille und zu diesem Event haben wir uns gesagt, es war einfach schön. Danke Halle! Für mich sowieso ein gelungener Highlight!
Gleich an diesem Tag waren wir am Abend schon zu Hause und konnten dann mit unserer Katze wieder kuscheln…. :o) Sie war froh darüber.
Robert Boyde-Wolke
Veranstalter: mitteldeutscher-marathon.de
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