8. Müggelsee-Halbmarathon, 19.10.14

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Ein Laufbericht voon Frank Spade:

Der Müggelsee ist der größte und schönste See Berlins. Nachdem ich ihn in der Vergangenheit schon mit dem Fahrrad umrundet und auch schon mal an einem 10 km-Rennen an seinem Ufer teilgenommen hatte, wolle ich ihn nun laufend umrunden. Dafür kam der 8. Müggelsee-Halbmarathon gerade recht. Leider hatte ich es nicht geschafft mich rechtzeitig anzumelden, sodass im am Sonntag vor 9 Uhr da sein musste, um mich nachzumelden. Die Website warnte, dass es keine Garantie gäbe, noch einen Startplatz zu bekommen.

Zu allem Übel streikten die Lokführer an diesem Wochenende, sodass ich einen Tag früher von Nuthetal anreiste und bei einer Bekannten in Schöneweide übernachtete. Zur Vorbereitung wollte ich mir Informationen von der Website holen, fand dort aber nur die Ausschreibung des 7. Müggelsee-Halbmarathon zum Download. Da es wahrscheinlich in den wesentlichen Punkten unverändert sein dürfte, versuchte ich sie herunterzuladen, bekam aber eine Fehlermeldung, dass die Datei nicht zu finden sei. Auch der Link zum Download im Hauptmenü führte nicht zum Ziel. Erst ein weiterer Link, der anzeigte, wie oft die Datei bereits heruntergeladen wurde, führte zum Erfolg.

Ähnlich problematisch war es hinterher die Ergebnisse zu finden, denn die Website hatte nur die Ergebnisse von 2013 verlinkt. Nachdem ich den URL entsprechend korrigiert hatte, war auch die Hürde genommen. Doch nun zum Lauf selber:

Start und Ziel sind im Rübezahl Ferienpark Müggelsee, der sich auf der Südseite des Sees befindet. Wegen des Streiks hatte ich mein Fahrrad mitgenommen und fuhr damit die 14 km bis zum Start. Ich konnte mich dann tatsächlich noch anmelden. Für die Aufbewahrung der Klamotten war ein überdachter Bereich reserviert, aber man hielt es nicht für nötig dafür eine Aufsicht abzustellen. Das wenig überzeugende Argument war: Läufer sind doch ehrliche Leute, und: hier ist noch nie etwas weggekommen.

Im Start und Zielbereich gab es vor dem Rennen kein Trinkwasser, außer man kaufte es sich an einer der Bars. Der Start war direkt am See und wurde in mehreren Wellen durchgeführt, weil sich ca. 1.200 Läufer angemeldet hatten und die Wege am Ufer sehr schmal sind. Zwischen den Starts war jeweils eine Pause von fünf Minuten, damit sich das Feld verteilen konnte. Ich fand mich dann am Ende der zweiten Welle wieder, was mich aber nicht störte, denn ich hatte mir vorgenommen das Rennen langsam anzugehen. Immerhin war dies mein erster Halbmarathon seit 30 Jahren und ich war mir nicht sicher, ob ich optimal vorbereitet war.

Die Wege um den Müggelsee sind teilweise asphaltiert und der Rest feste Waldwege. Das Rennen führte im Uhrzeigersinn um den See und nach ca. vier Kilometer durch den Spreetunnel. Das hieß ca. 22 Stufen in die Tiefe, durch den Tunnel laufen und auf der anderen Seite wieder hoch. Ich hatte eine Kollegin getroffen, die eine erfahrene Marathonläuferin ist und mich die ersten fünf Kilometer an sie gehängt. Die 27 Minuten für diesen Abschnitt, waren für meine Verhältnisse sehr langsam, aber ich wollte ja die vierfache Distanz schaffen. Dann kam der erste Getränkepunkt, wo ich mir dann ein paar schnellere Läufer als Pacer aussuchte.

Wir liefen den Müggelseedamm und dann die Fürstenwalder Allee durch Rahnsdorf. Am Straßenrand standen immer wieder Zuschauer, die uns anspornten. Über die Brücken in Hessenwinkel ging es dann auf die Südseite der Müggelspree und auf dem Müggelheimer Damm durch den Berliner Stadtforst. Etwa bei Kilometer 13,5 bekam ich einen Krampf im rechten Unterschenkel, der mich zwang achtsam langsamer zu laufen. Tatsächlich ging der Krampf dann wieder weg, sodass ich das Tempo wieder erhöhen konnte.

Die Strecke war sehr gut mit Getränkeständen ausgestattet, wo es Tee und Wasser gab. Ich griff mir jeweils zunächst einen Becher mit Tee, den ich schnell trank und dann einen Becher Wasser, den ich mir über den Kopf goss. Das Wetter war optimal, etwas kühl, aber mit freundlichem Sonnenschein, der in der ersten Hälfte uns Läufer erreichte. Danach verhinderten die Bäume, dass die Sonne durchdringen konnte.

Ab Kilometer 15 begann ich das Tempo weiter anzuziehen, weil ich mich überraschend gut fühlte. Die letzten sechs Kilometer lief ich dann unter 30 Minuten und kam letztlich mit einer Nettozeit von 1:53:46 als 6. meiner Altersklasse ins Ziel. Leider wurde mein Name von der Anmeldung nicht richtig übertragen und der Verein ganz unterschlagen. Immerhin waren aber meine Klamotten noch an der Stelle, wo ich sie hinterlassen hatte. Womit wohl bewiesen wäre, dass Läufer ehrliche Menschen sind.

Auf dem Rückweg musste ich dann 19 Kilometer mit dem Rad fahren, um die Chance zu erhöhen einen Regionalzug Richtung Potsdam zu erwischen. Nach Rehbrücke fuhr dann tatsächlich nichts mehr, sodass ich nochmal 8 Kilometer von Potsdam Hbf. bis Nuthetal fahren durfte. Nach einem heißen Vollbad, fühle ich mich jetzt schon wieder sehr viel besser.

Veranstalter-Seite: laufzeit.de/mueggelsee

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Davengo war so nett meine Daten zu korrigieren. Danke. Jetzt glaub‘ ich’s selber …

Dresden-Marathon, 19.10.14

Ein Laufbericht von Pit Reger:

Angemeldet hatte ich mich schon lange zuvor. Irgendwie hatte ich über die langen Sommerferien fast vergessen, dass im Herbst noch 2 lange Rennen anstehen.
Im Oktober den Dresden Marathon und einen knappen Monat später, den Trail Uewersauer von 53km in Luxemburg.

Nun war es also so, dass die erste Hürde vor mir stand:

14_dresden01Ich machte mich per Autostopp von Berlin nach Dresden auf den Weg. Dank S-Bahn Streik, Autobahnstau kurz vor Dresden und der simplen Tatsache, dass ich auf der falschen Autobahn gestartet war, machten aus dem eigentlich kurzen Reise, eine etwas längere Angelegenheit. Angekommen bin ich trotzdem und von Dresden bekam ich auch noch ein wenig was zu sehen.

Nachdem ich meine Startunterlagen abgeholt hatte, ass ich noch eine Portion Nudeln im Congresszentrum (Start- und Zielbereich des Marathons) um mich dann in Richtung Neustadt zu meiner Unterkunft zu begeben. Da die 5 Hostels die ich angerufen hatte, alle gnadenlos ausgebucht waren, bin ich kurzfristig noch bei einer Bekannten untergekommen. Am Abend gönnte ich mir noch eine SüsskartoffelPizza im Flax in der Dresdner Neustadt, was entgegen aller Erwartung mehr als sehr lecker war. Jedem soll dieser Laden empfohlen sein.

Damit die Erzählung etwas vorwärts kommt, überspringe ich, und gleite elegant zum nächsten morgen: 10:30 war Start angesagt. Kurz nach 9 war ich wieder vor Ort. Ich war mehr als froh, als ich feststellte, dass es Pacemaker für 3:15 gab. Da ich die 3:29 vom letzten Jahr in Warschau unbedingt toppen wollte, waren mir die von 3:00 zu schnell und die von 3:30 zu langsam. Also hiess es Zeugs abgeben, warm laufen und Start.
Alles lief super: es formierte sich schnell eine Gruppe von ca. 30 Leuten um die 3:15 Pacemaker. Das Rennen bestand aus 2 sehr ähnlichen Runden. Nach der ersten kamen die Halbmarathon Läufer ins Ziel. Die Marathonis (deutliche Minderheit) gaben sich noch eine Runde. Bis km 26 lief es gut. Dann kam ein Streckenabschnitt am Elbeufer entlang wo es etwas windiger wurde, was dann auch noch durch eine leichte Tempoverschärfung der Gruppe gekrönt wurde. Ich musste leider abreissen lassen. Es folgten einige harte Kilometer durch ein Wohngebiet, wo es im Vergleich zu vorher etwas ruhig war. Während bis dahin, mindestens an jedem Kilometer eine Sambagruppe für Stimmung sorgte, waren es hier knappe 3 Kilometer wo Ruhe herrschte.

14_dresden02Ich hatte also meine Mühe, ebenso wie die Befürchtung mein gestecktes Ziel nicht zu schaffen. Die 3:15 lief aus meinem Sichtfeld und ich schleppte mich weiter. Nach der nächsten Verpflegung schien sich mein Körper aber mit der Situation abgefunden zu haben und erholte sich langsam. Es wurde wieder lauter, je näher wir dem Ziel kamen und Zurufe wie „oh vegan, find ich gut“ motivierten mich.

Kilometer 38 und ich war zuversichtlich und konnte sogar wieder fast zu meinem Anfangstempo zurück finden. Nur die letzten 500Meter waren grauenhaft. Der einzige und letzte leichte Anstieg gaben mir den Rest: Meine Schulter verkrampfte und alles schmerzte. Irgendwie rettete ich mich dann doch ins Ziel. Die Zeit blieb bei sehr zufriedenstellenden 3:23:34 stehen. Ca. 6 Minuten besser als noch im Vorjahr. Und die Bestzeit meines Vaters hatte ich damit auch pulverisiert.

Zwar finde ich es leicht schade, dass ich die Gruppe mit meiner Optimal Zeit von 3:15 hab laufen lassen, aber das ist dann wohl das Ziel für nächsten Frühling. Für mich galt es nur noch die Massage zu finden und mich schnell wieder zu erholen. In einem Monat werden es noch 11 Kilometer und eine Menge Höhenmeter mehr sein. (www.trail-Uewersauer.lu)

Alles in allem, ein sehr tolles Rennen: Organisation sehr gut, herzliches Danke an die Pacemaker die mir sehr viel geholfen haben, gutes Essen, tolle Stadt, gute Begleitung (Lena und Marie) und super Zeit.

Vegan? Läuft!

P.s. Heute (Mittwoch) sind die Beine schon fast wieder schmerzfrei. Muskulär habe ich mich deutlich schneller also noch letztes Jahr erholt.

Hier noch die Ergebnisse

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Vegan ist im Rennen

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Potsdamer Neueste Nachrichten: „Vegan ist im Rennen“; am 16.10 berichtete das Blatt über Frank Spade, über seinen Weg zum Veganismus und seinen Einsatz bei den Vegan Runners. Nachzulesen unter: http://www.pnn.de/regionalsport/901974/
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Kleine Richtigstellung des Artikels:
„Sehr schön, nur leider hat der Journalist meinen Namen verhunzt, denn ich heisse nicht Sparde oder Barde, sondern Spade. Daneben hatte ich nicht meinen Feldwebel sondern meine Feldwebel beeindruckt, denn ich war als Erkundungsoffizier und Leutnant deren Vorgesetzter. Last but not least war ich nicht Hausmeister in einem Kindergarten, sondern Geschäftsführer und Mann für alles in der Montessori-Kindertagesstätte meiner amerikanischen Frau.“ Frank Spade.

Textversion:
Vegan ist im Rennen
von Peter Könnicke
Frank Spade isst seit 30 Jahren kein Fleisch. Am Laufen hat ihn das nie gehindert. Mit 65 will er beim Marathon starten

Was draufsteht, ist auch drin, sagt Frank Spade, wenn er Mitläufer überholt und diese ihm fragend hinterherschauen wegen seines schwarz-grünen Trikots mit dem Aufdruck „Vegan Runners“. „Vegan?“, mag manch einer denken, „da kann doch nicht viel drinstecken.“ „Und ob“, sagt Spade, „ich krieg mit veganer Ernährung alles, was ich brauch.“

Fleischlose Ernährung ist hip. In Presseshops füllt gleich ein halbes Dutzend Zeitschriften mit vegetarischen und veganen Rezepten die Regale. Aktuelle Ausgaben beschäftigen sich mit dem Thema „Vegan & Sport“ und dem möglichen Zusammenhang zwischen sportlicher Leistung und vegetarischer Ernährung. Für Frank Spade ist die Frage längst beantwortet: „Natürlich bin ich fitter, weil ich mich vegan ernähre“, sagt der 63-jährige Potsdamer. Genauso denken seine Mitstreiter der „Vegan Runners Berlin-Brandenburg“. Die Laufbewegung der Vegan Runners hat in England ihren Ursprung und gibt es inzwischen auf der ganzen Welt. Die deutsche Sektion wurde vor sieben Jahren von der Berlinerin Andrea Hayn gegründet, im Mailverteiler stehen inzwischen 110 Adressen, zum harten, laufenden Kern gehören 25 Frauen und Männer, darunter eine Potsdamer Gruppe.

Es gibt zahlreiche prominente Beispiele für Sportler, die sich vegetarisch oder vegan ernähren, und dabei einen engen Zusammenhang zwischen höherer Leistungsfähigkeit durch ein besseres Regenerationsvermögen betonen. Der Triathlet Dave Scott gehört dazu, der – als Vegetarier – sechsmal Ironman-Weltmeister wurde und selbst mit über 40 Jahren noch zur absoluten Weltspitze gehörte. Der derzeit wohl populärste Athlet in der veganen Sportszene ist Matt Frazier. In seinem Bestseller „No Meat Athlete“ beschreibt der US-Amerikaner seinen Wandel vom Fastfood-Junkie zum Veganer und vom Couch-Potato zum Ultramarathoner.

Frank Spade war nie ein internationaler Spitzenläufer, gleichwohl: Die 25 Kilometer lief er im Alter von 35 Jahren unter beachtlichen 90 Minuten. Dass er ein Ausdauertyp war, habe er schon in der Schule gemerkt, später habe er bei der Bundeswehr seine Feldwebel mit seiner guten Kondition beeindrucken können. Während seiner Armeezeit bekam er auch erstmals eine Ahnung, welchen Einfluss eine gesunde Ernährung auf seinen Körper haben kann. Nach einer Blinddarm-Entzündung empfahl ihm der Stabsarzt, beim Essen auf alles zu verzichten, was den Heilungsprozess verzögert. „Und ich dachte mir, dass ich das dann wohl auch tun sollte, wenn ich gesund bleiben will“, sagt Spade. Also begann er sich mit gesunder bis hin zu vegetarischer Ernährung zu beschäftigen. „An der Uni habe ich mein eigenes Müsli gemixt und sogar verkauft“, erzählt er.

Die ersten Gedanken über die ethische Komponente seines Speiseplans machte sich Frank Spade während seiner Hochzeitsreise nach Israel. Da habe er zum ersten Mal eine Hühner-Legebatterie gesehen. „Dabei war das Tierleid das eine“, sagte er. Aber sein ausgeprägtes humanistisches Weltbild habe ihn auch fragen lassen, was mit den Menschen passiert, die in solchen Zucht- und Mastanstalten arbeiten und die Tiere schlachten. „Wie verroht und abgestumpft müssen die sein?“

Wegen eines Jobs zog der Informationswissenschaftler in die USA, arbeitete dort zunächst für eine Nachrichten-Agentur, später als Geschäftsführer in einem Kindergarten, dann als IT-Manager für einen Naturkost-Supermarkt. Bei all den Wechseln blieb die Einstellung für eine Ernährung ohne Fleisch. „Seit 30 Jahren lebe ich vegan“, sagt Spade. Dabei verheimlicht er nicht, dass er mit der bekanntesten Mangelerscheinung, die bei veganer Ernährung auftreten kann und von Kritikern immer wieder angeführt wird, kurze Zeit Probleme hatte: dem Mangel an Vitamin B12, das nur in tierischen Nahrungsmitteln enthalten ist. Das Defizit habe er durch eine Zahncreme, in der das wichtige Vitamin enthalten ist, ausgleichen können.

Und am Laufen habe ihn seine vegane Lebensweise nie gehindert. „Ich bin immer weitergelaufen, egal wo ich war. Und gesund geblieben bin ich auch“, sagt Spade. Derzeit sei sein wöchentliches Laufpensum nicht allzu hoch, „30 bis 40 Kilometer“, sagt er. Im kommenden Jahr soll es wieder etwas mehr werden, weil er ein größeres Ziel vorbereiten möchte. „Mit 65 will ich Marathon laufen“, sagt Spade. Es wäre sein erster.

Erschienen am 16.10.2014 auf Seite 22

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Asics Grand 10 Berlin, 12.10.14

Ein Bericht von Frank Spade:
14_asics_laufAm Morgen des ASICS 10K in Berlin finde ich heraus, dass ich meine Startunterlagen spätestens am Vortag bei Karstadt hätte abholen sollen. Kein Hinweis, ob die Abholung auch heute noch möglich ist. Eine so wichtige Information, über ein unübliches Vorgehen, hätte direkt in die Anmeldebestätigung gehört und nicht vergraben in einen Anhang. Da aber noch Nachmeldungen möglich sein sollten, versuchte ich mein Glück und fuhr früher als nötig los. Mein Glück wurde dann aber schon schneller auf die Probe gestellt als mir lieb war. Auf halbem Weg zum Bahnhof bremste ich mein Fahrrad ohne das Nasse Laub unter den Rädern wahrzunehmen, was zu einem Blockieren des Vorderrades führte. Was dann geschah erinnere ich nicht. Als ich aufwache bin ich von fünf besorgten Menschen umringt, die bereits einen Krankenwagen gerufen hatten. Ich sortierte mich und stellte fest, dass ich aus einigen Wunden blutete. Am schlimmsten hatte es meinen rechten Daumen erwischt, aber alle Knochen und Sehnen schienen heil zu sein. Unter dem Protest der Helfer bestieg ich mein Rad und fuhr weiter zum Bahnhof, nicht ohne mich vorher bei ihnen bedankt zu haben. Die Blutungen hörten langsam auf und für den Daumen bekam ich vom Zugbegleiter des Regio ein Pflaster.

Ich war extra so losgefahren, dass ich eine Stunde vor dem Start eintreffe, falls es Schwierigkeiten mit den Startunterlagen gibt. Die Sorge stellte sich dann aber als unnötig heraus. Man wollte wohl mit der Ankündigung für den Starttag den Andrang reduzieren, was auch gut funktionierte. Leider fand ich dann kein Café, wo ich meinen üblichen Pre-Run Kaffee-Soja-Latte bekommen konnte, der mir sonst immer gut getan hatte. Das einzige Café, wo man mir einen Kaffee-Latte anbot, servierte mir zunächst einen regulären Latte. Nach meiner Reklamation und dem Bestehen auf Sojamilch bekam ich einen Latte mit laktosefreier Milch. Es stellte sich herraus, dass sie gar keine Sojamilch hatten. So viel Dreistigkeit war mir noch nicht untergekommen.
Bei der Anmeldung waren wir nach unserer Zielzeit gefragt worden, wo ich übermütig 41 Minuten angegeben hatte, um in einem der vorderen Böcke starten zu können, mit der Chance auf eine schnellere Zeit. Auf meiner Startnummer stand dann aber B4, was der letzte Startblock war. Ich fragte den nächsten Läufer, der mir begegnete und B3 auf seiner Startnummer hatte, was seine Zielzeit wäre. Als er 60 Minuten antwortete wusste ich, dass die Einordnung belanglos war und schlich mich in den B3er-Block, für den eine Zielzeit von 50 Minuten angegeben war. Wie ich feststellen konnte, war ich hier nicht der einzige B4er. Neben anderen war da auch eine Frau, die sich von einem Offiziellen die B4 in B3 hatte ändern und abstempeln lassen. Tatsächlich sah ich aber niemanden, der den Zugang zu den Startblöcken kontrollierte.
Der Start war dann sehr langsam. Es dauerte 73 Sekunden bis ich die Startlinie überqueren konnte. Die Dichte des Feldes machte das Überholen am Anfang sehr schwer. Es war so eng, dass ich beim Spurwechsel fast wieder gestürzt wäre. Dann bot sich rechts ein Fahrradstreifen an, der von vielen zum Überholen genutzt, aber von Offiziellen immer wieder dabei gestört wurden. Nachdem die Werbung für den Lauf davon gesprochen hatte, dass die Strecke durch den Zoo führen würde, hatte ich mir mehr als ca. 400 m davon versprochen. Aber ich glaube, für die Tiere wäre das sowieso ein fragwürdiges Erlebnis gewesen.
Nachdem ich am Anfang dem Pacer mit der 45 Minutenflagge weglaufen konnte, dachte ich, ich bin gut im Rennen, bis er mich etwa bei Kilometer sieben locker überholte und ich nicht folgen konnte. Das Ziel kam dann aber schon bald und mir wurde die Finischermedaille umgehängt. Nach dem Abholen meiner Klamotten ließ ich mich vom Roten Kreuz verarzten. Dabei stellte ich fest, dass ich den Chip noch am Schuh hatte. Wenn der nicht abgegeben würde, müsste ich nochmal 24 Euro bezahlen, wofür ich im Voraus meine Zustimmung geben musste. Der Weg zur Abgabestelle war ein arges Gedränge, weil inzwischen die meisten der ca. 7.500 Läufer ins Ziel gekommen waren. Um dann zum Bus zu kommen musste ich nochmal durch das Gedränge, um dann 20 Minuten vergeblich auf einen Bus zu warten. In der Zeit hätten zwei kommen müssen. So machte ich mich dann zu Fuß auf den Weg zum Bahnhof. Später wurde mir erzählst, dass die Busse bestreikt worden wären.
Ich hab mich vor und nach dem Rennen nach Vegan Runners umgesehen, aber keinen gefunden. Dafür wurde ich während des Rennens zwei Mal anerkennend auf mein »Vegan Runners«-Shirt angesprochen. Aus der Ergebnisliste konnte ich dann ersehen, dass drei weitere Veganer mitgelaufen waren, zwei von ihnen schneller als ich, aber alle wesentlich jünger. Ich konnte unter 6511 Startern den 1099. Platz belegen und in meiner Altersklasse unter 114 den 15. Platz mit schwachen 47:33 Minuten.
Mit 24 Euro war dies Event für meinen Geschmack ziemlich überteuert und wird wohl eine einmalige Erfahrung bleiben.

Veranstalter: Berlin Läuft

Sägerserie 1/3, 04.10.14

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Ein Bericht von Frank Spade:

»Die Sägerserie, was ist denn das?« hab‘ ich mich gefragt, und da der Termin günstig lag näher hingeschaut: Die Ausschreibung sagt, es wäre die härteste Laufveranstaltung seit Erfindung der Kettensäge. Drei Läufe im Abstand von je einem Monat mit jeweils steigender Distanz. In die Abschlusswertung gelangt nur, wer an allen drei Läufen tapfer teilgenommen hat. Ausrichter sind der SC Tegeler Forst und die LG Nord Berlin.
Kurioserweise ist für meine Altersklasse eine um drei Kilometer kürzere Strecke vorgesehen als für den Rest. Traut man uns alten Hasen die 12,8 km nicht zu? Oder will man uns das Leben leichter machen? Ich vermute mal Letzteres.
Als ich mich vor vier Tagen angemeldet hatte, war ich der einzige in der Altersklasse 60. Ob die anderen wissen, warum sie da nicht laufen wollen? Nun überlege ich auf die Verkürzung zu verzichten, um mich vergleichen zu können. Außerdem will ich mich an längere Läufe gewöhnen.
Das Wetter ist ähnlich gut wie beim Marathon vor einer Woche: Strahlende Sonne, blauer Himmel und angenehm frische Luft.
Ich hab‘ vier Stunden vor dem Start meinen Power-Smoothie getrunken und werde mir gleich noch einen Soja-Vanille-Latte gönnen. Das Koffein sorgt für eine angenehme Erregung, die mir bei vergangenen Rennen gut geholfen hat.
Leider finden die wenigsten Rennen vor meiner Haustür statt, so dass ich von Nuthetal nach Hermsdorf erstmal eine kleine Weltreise vor mir habe. Zunächst 9 km mit dem Fahrrad zum Potsdamer Hauptbahnhof, weil zurzeit keine Züge von meinem Heimatbahnhof Rehbrücke fahren. Dann mit dem Regio zur Friedrichstraße und mit der S-Bahn nach Hermsdorf. Dort sind es dann nochmal 15 Minuten Fußweg. Da kommen locker 2 ¼ Stunden zusammen. Das macht aus dem Event dann schon einen Mehrkampf. Den Start zu finden war etwas abenteuerlich, weil auf jegliche Ausschilderung verzichtet wurde.
Auf meine Anfrage über die vegane Mailingliste hatte sich niemand gemeldet, und ich war dann auch der Einzige, der die veganen Farben vertrat.
Vor dem Start ergabt sich ein kurzes Gespräch über die Etymologie des Wortes Vegan. Nach meiner Erinnerung haben sich Engländer dies als Abwandlung des Worts von Veg(etari)an ausgedacht (tatsächlich war es Robert Watson, der 1944 die Vegan Society als Abspaltung von der englischen Vegetarian Society gegründet hatte).
169 Leute sind am Start, und es ging über Stock und Stein. Sogar über einen umgestürzten Baum, vor dem wir ausdrücklich gewarnt wurden. Er erwies sich als gute Landmarke, weil ca. dreihundert Meter dahinter das Ziel bzw. die Messstation für die Rundenzeiten war. Die Markierung der Strecke erwies sich als suboptimal. An einigen Stelle gab es zwar Streckenposten und an zwei Stellen auch Tape, aber der Rest war sporadisch und spärlich mit Sägespäne markiert, was nicht ausreichte alle Läufer in der Spur zu halten. Eine größere Gruppe von Läufern kam vom Kurs ab und auch ich hätte mich fast verlaufen, wenn nicht jemand hinter mir gewesen wäre, der den Weg kannte und mich warnte (Danke Kollege!).
Nach zwei Runden bekam ich großen Durst, aber auf der ganzen Strecke war keine Wasserstation, sondern erst hinter dem Ziel. Da zeigte sich der Nutzen von Arnold Wiegands Tipp immer nüchtern zu trainieren. Der Durst verschwand innerhalb kürzester Zeit (Danke Arnold!). Vielleicht war ich aber auch zu sehr damit beschäftigt aufzupassen nicht vom Weg abzukommen sowie nicht über Wurzeln zu stolpern. Im Ziel wurde mir nach drei Runden eine Zeit von um die 33 Minuten zugerufen. Meine eigene Uhr zeigte sogar nur 30:51 Minuten an. Beides für meine Verhältnis und 9,8 Kilometer Fabelzeiten, die einer Überprüfung bedürfen. Auf eine Siegerehrung für diesen Lauf wurde verzichtet; die soll es erst nach Abschluss der Serie geben. Obwohl in der Ankündigung stand, dass die Zwischenzeiten und Ergebnisse innerhalb von ca. 10 Sekunden nach dem Durchlauf online sein sollten, gibt es um 21 Uhr, also fast sechs Stunden nach dem Ende des Events noch keine Ergebnisse.
Durch schlechte Erfahrungen von anderen Läufen geschult hatte ich mir Weintrauben und eine Tafel Naturata Ganze Mandel Reismilch-Schokolade mitgebracht, mit denen ich mich belohnt habe. Dann ging es wieder gen Heimat, wo auf mich selbstgemachter Zwiebelkuchen und Federweißer warteten.

Nachtrag: Das Ergebnis war dann 45:50 Minuten und ein 1. Platz in der AK 60 bei dann doch zwei Mitbewerbern.

Veranstalter:
lgnord.de
www.saegerserie.de
www.saeger.sctf.de

Berlin-Marathon, 28.09.14

14_berlinmarathonEin Erlebnisbericht von Jette (Henriette Leder):
Gestern war ein wichtiger Tag in meinem Leben, wohl das größte sportliche Erlebnis bisher. Wer mich noch aus der Schulzeit kennt, weiß, dass ich immer vom Schulsport befreit war. Vor 4-5 Jahren habe ich mit dem Laufen angefangen, gestartet bin ich bei null, gehend, konnte keine 2 minuten joggen und gestern bin ich meinen allerersten Marathon gelaufen. Ich hätte nie für möglich gehalten, dass ich 42,195 km am Stück laufen kann, aber ich habe es geschafft. Trotz Trainingstief in den letzten Wochen und den Gedanken ans Aufgeben bin ich an den Start beim 41. Berlin Marathon gegangen und es war die beste Entscheidung, die ich je treffen konnte, denn was ich erleben durfte, ist unbeschreiblich.
Am Morgen lief erst einmal alles schief, was schief laufen konnte, Pulsuhr nicht geladen, schnell nachladen und daher zu spät. Ich war froh, dass Verena an meiner Seite war, so war meine Aufregung nicht mehr ganz so groß. Sie ist eine unglaublich tolle und starke Frau, die mich aufgebaut hat in den letzten Wochen und mein sportliches Vorbild ist…Irgendwann in der Startzone, alles irgendwie surreal. Da stehen knapp 40.000 Menschen mit mir hier, ich laufe gleich einen Marathon. Verena geherzt, viel Glück gewünscht. Die Stimmung, das Wetter ist großartig. Es geht los. Start. Klick auf die Pulsuhr….damn, Ding geht nicht an. Mist, GPS Sensor der Garmin ist auch entladen. Also keine Uhr, was soll´s, es lässt sich nicht ändern. Die ersten 5 km im Vollrausch, ich bekomme nichts mit, ich laufe einfach. Ganskörpergänsehaut, die hielt bis km 17-18, ich erlebe alles wie im Film. Überall Menschen, die jubeln, die tanzen, die Stimmung ist grandios… Ich werde jetzt nicht alles erzählen, ich würde die Hälfte vergessen, aber es haben so viele Menschen mir zugejubelt, waren für mich da, haben angefeuert, haben stundenlang gewartet. Ich sehe selbstgebastelte Plakate mit meinem Namen, noch nie hat jemand ein Plakat für mich gebastelt…Wow.
Man sagt, dass man kurz vor seinem Tod das eigene Leben vorbeizieht. Ich hatte gestern das Glück, dass auf meiner persönlichen Reise ein Teil meines Lebens an mir vorbeigezogen ist und vor allem, dass die Menschen dabei waren, die ein Großteil meines Lebens ausmachen und die ich über alles lieb habe. Langjährige Freunde, Spreeganer (die absolut endgeilste Vegangruppe Berlins, die einen wahrhaft einzigartigen Support organisiert haben und die mich quasi ins Ziel getragen haben), ehemalige und derzeitige Arbeitskollegen, die Buddhisten des Zentempels, in dem ich manchmal meditiere, Künstler- und Lauffreunde und Menschen aus meiner freiwilligen Arbeit. Es hat mir bewusst gemacht, wie viele wunderbare Menschen ich in meinem Leben haben darf und ich danke euch für all eure positive Energie. Ein besonderer Dank geht an Flo, Tabea, Eva (12 km!!!), Melly und Louise, die alle ein Stück mit mir gelaufen sind und mir dabei Mut und Motivation zugesprochen haben. Das tat unheimlich gut. Ich konnte quasi ab km 17 nicht mehr aufgeben, da ihr da wart. Die letzten 2-3 km bin ich wieder im Film gelaufen, bei km 41 steht das endgeile Spreeganersupportteam alle Dämme brechen. All die Ängste und Anspannungen der letzten Wochen lösen sich, alles ist vergessen und da ist es das Brandenburger Tor…endlich. Mir laufen die Tränen und jetzt ist nix mehr mit Gehen, ich renne…Ich renne, es ist der Hammer…Durchs Brandenburger Tor, welche Atmosphäre, noch 195 m und ich bin im Ziel. Ich habe Gänsehaut, mein Herz schlägt mir bis zum Hals, mir laufen die Tränen. Durchs Zie…l ich bin happy, absolut endgeil. Matthias, der mich die letzten Monate trainiert hat, hängt mir die Medaille um, ich falle ihm in die Arme. Ich bin erschöpft, aber stolz. Dieser Moment war so großartig, 5h 26 min hat meine Reise gedauert und ich bin stolz, dass ich es geschafft habe.

Dieser Tag wird immer in meinem Herzen bleiben und ich bin Euch allen dankbar, dass ihr dabei oder mental bei mir wart.
Ihr seid grandios! (Hoffe, ich habe niemanden vergessen)

Und niemals aufgeben, man kann alles schaffen, was man sich erträumt. Es beginnt alles mit einem kleinen Schritt.

Weitere Ergebnisse anderer veganer Läufer:
marathon1
*Stichwortsuche „veg“ und „laufen gegen leiden“

Veranstalter-Seite: http://www.bmw-berlin-marathon.com/
Ergebnisse: http://results.scc-events.com/2014/