5 x 5 km TEAM-Staffel-Wettbewerb, 08.06.18

Gruppenbild3

Erleb­nis­bericht vom 19. Berlin­er Wasser­be­triebe 5 x 5 km TEAM-Staffel-Wet­tbe­werb am 8. Juni 2018

Ein Bericht von Sven Gerschewski

In meinem Bericht möchte ich nicht nur Tat­sachen vorstellen, son­dern vor allem, wie ich den Lauf und mein Debut mit den Veg­an Run­ners erlebt habe. Ich denke, dass es vie­len geht wie mir und es doch etwas ein­schüchternd ist, mit ein­er Gruppe fremder Läufer an den Start zu gehen. So viel vor­ab: Jedes Zweifeln hat sich als unnötig erwiesen. Für alle, die nur die Hard Facts wis­sen möcht­en, hier vor­ab die Tat­sachen zusam­menge­fasst. Anschließend fol­gt ein sehr aus­führlich­er und per­sön­lich­er Bericht.

Tra­di­tion x 10 – die Veg­an Run­ners bei der Wasser­be­triebe Staffel
2009 ging erst­ma­lig eine hand­voll Veg­an Run­ners bei der etablierten 5x5 Staffel der Berlin­er Wasser­be­triebe an den Start. Und wir sind dabei geblieben. Der diesjährige Lauf 2018 war unsere zehnte Teilnahme. 

An dieser Stelle einen großen Dank an Con­stanze & Gre­gor, die die Teil­nahme dieses Jahr super­toll organ­isiert und alles zusam­menge­hal­ten haben. Eben­so an Ste­fanie & ihren Mann, die uns schon am Nach­mit­tag einen tollen Platz mit Steinen organ­isiert haben, die als Ablage für unser Buf­fet dien­ten. Und natür­lich an Andrea – die die Teil­nahme 2009 in Leben gerufen und bis vor 2 Jahren organ­isiert hat. Auch sie hat sich das Jubiläum nicht ent­ge­hen lassen, son­dern war mit ihrer kleinen Tochter zum anfeuern dabei und freut sich schon, bald wieder dabei zu sein.
Passend zur zehn­ten Teil­nahme kon­nten wir mit 10 Teams, also 50 veg­a­nen Läuferin­nen und Läufern an den Start gehen. Die Läufer set­zen sich zusam­men aus 6 Staffeln der Veg­an Run­ners, 2 Staffeln von ProVeg und 2 Staffeln des Vere­ins Laufen gegen Lei­den. An unserem wohlbekan­nten Cheer­ing Point waren allerd­ings noch viel mehr Veg­an Run­ners, die eigens zum anfeuern an die Strecke gekom­men sind.
Die Teil­nahme der Veg­an Run­ners ist auch dem Ver­anstal­ter nicht ent­gan­gen. So gibt es seit ein paar Jahren wenig­stens eine veg­e­tarische Vari­ante des Pick­nick­ko­rbes, der mit­tler­weile erfreulich viele veg­ane Pro­duk­te enthält. Und kleine Schritte hin zu veg­an müssen ja auch gewürdigt wer­den. Wer weiß, wenn wir weit­er so zahlre­ich teil­nehmen, vielle­icht dür­fen wir dann bald einen veg­a­nen Pick­nikko­rb in den Hän­den hal­ten. Die unve­g­a­nen Sachen (Käse, Gum­mi­tiere, Deo) haben wir übri­gens noch am sel­ben Abend ein­er Obdachlose­nun­terkun­ft gespendet, wo sie wie bere­its im let­zten Jahr sehr dankbar angenom­men wurden.

Und hier die Ergebnisse:

Unsere schnell­ste Män­ner­staffel brachte mit ein­er Zeit von 1 Stunde, 34 Minuten und 21 Sekunden.die siebtbeste Tagesleis­tung. In der Gesamtwer­tung schrammten sie damit nur knapp an den Top 10 vor­bei und belegten Platz 12 und das bei 5935 Staffeln. Auch die zweite Staffel blieb mit 1:48:47 weit unter der 2 Stun­den-Marke, die auch unsere reine Frauen Staffel um ein Haar gek­nackt hätte (2:00:10). Ins­ge­samt blieben alle 6 Staffeln unter der 2:20 Stun­den-Marke. „Hut ab“!

Ergeb­nisse


Quelle: https://www.berliner-teamstaffel.de/der-tag/ergebnisliste.html

Endlich Fre­itag – Vorfreude!
Zum Glück war Fre­itag und das Woch­enende nicht weit, zudem begleit­ete mich da schon den ganzen Tag die freudi­ge Gewis­sheit, dass ich heute zum ersten Mal zusam­men mit den Veg­an Run­ners auf die Strecke gehen werde — ja ich, der dicke Junge vom Dorf, darf die Bekan­ntschaft mit den Leuten machen, dessen Werde­gang er schon mit Beginn sein­er Ernährung­sum­stel­lung ver­fol­gte, wahrschein­lich waren sie auch mit ein Grund, dass ich es über­haupt so kon­se­quent durch­zog. 17:00 Uhr: Feier­abend, es wird ernst!
Meine Fre­undin holte mich von der Arbeit samt Decke, Sport- und Küh­lasche ab, wo wir aller­lei selb­st­gemacht­es Essen rein­stopften, was wir am Vor­abend fleißig zubere­it­eten… „meine Güte wie viel wiegt die denn?“ „Heul mal nicht, dafür fällt heute dein Kraft­train­ing aus“, „stimmt“.

Jet­zt wird’s ernst — Anfahrt
Ab ging die Fahrt, das typ­is­che stop and go im Berlin­er Feier­abend­verkehr kan­nte ich noch von mein­er Zeit als ich in Span­dau wohnte und fre­itags war es immer beson­ders zäh, „lasst mich durch, ich bin Veg­an Run­ner“ und tat­säch­lich es ging vor­wärts, ach nein doch nicht, wir standen wieder. So vergin­gen die Minuten wie im Flug, aber noch waren wir in der Zeit. Kurz vor 18 Uhr erre­icht­en wir den Tier­garten, wo mich meine Fre­undin kurz­er­hand rauswarf. 

Nur lei­der hat­te ich nicht bedacht, dass der Weg zu Fuß noch rel­a­tiv weit sein würde und das mit der schw­eren Kühltasche, als wollte mir jemand sagen, wenn schon kein Fit­nessstu­dio, dann wenig­stens das – „ja danke, ich habe es doch ver­standen“. Die Zeit lief gegen mich, die Ner­vosität stieg, „Panik? nein noch zu früh“, ich fragte eine Ord­ner­in ob ich auf dem richti­gen Weg sei, „keine Ahnung“, „Danke“ hmm also ein­fach der Masse hin­ter­her. Mein Handy vib­ri­erte: Con­stanze fragte wo ich denn bliebe… „doch Panik?“, nein ich wusste, dass ich gle­ich da sein musste, da mir hier Massen an Läufern mit bun­ten Shirts begeg­neten und die Festzelte unüberse­hbar waren. Ich wollte nicht lange suchen und ver­suchte noch ein­mal mein Glück bei einem Ord­ner, dem ich unseren Stand­punkt auf der Karte zeigte. Er kon­nte mir auch ganz genau erläutern wo ich lang musste — „danke, danke, danke“… und gle­ichzeit­ig die Gewis­sheit, dass ich bei meinem ersten Lauf für die Veg­an Run­ners gle­ich mal zu spät kom­men werde, „ja geil, das wird mächtig Ein­druck machen“.

Endlich da: Ein her­zlich­es Willkommen
Kurz vor halb sieben: Endlich sah ich das Ban­ner und die Traube an Men­schen mit dem mir so bekan­nten Shirt, „hi ich bin Sven“ und ja ich war endlich da. Man erwartete mich bere­its, aber von Vor­wür­fen keine Spur, ganz im Gegen­teil: Leni fragte sofort ob sie für mich ein­sprin­gen solle, sodass ich erst­mal in Ruhe ankom­men könne. Aber kein Prob­lem „dank dir, aber das dürfte ich hinkriegen“. Jas­min war natür­lich schon am Start, sodass wir uns nicht mehr per­sön­lich sahen, aber wir dürften uns schon find­en. Hätte ich vorher gewusst, was an der Wech­sel­zone los ist, hätte ich vielle­icht doch lieber mit Leni getauscht, aber dazu gle­ich mehr. Inzwis­chen habe ich Gre­gor, Con­stanze, Ulrike und viele, viele andere liebe Leute begrüßt. Der Stress fiel ab und wan­delte sich in pos­i­tive Ner­vosität. Die Shirt-Über­gabe ver­trieb dann die let­zten neg­a­tiv­en Zweifel: Ich in diesem schwarz-grü­nen VR-Shirt, „wow“, ich war stolz wie ein klein­er Junge, der seine erste Spielzeugeisen­bahn bekom­men hat oder sowas in der Art. Vielle­icht ist es ein wenig zu klein, aber ganz ehrlich, ich hätte auch eine XS genom­men und wäre bauch­frei gelaufen, nur um dieses Shirt mein eigen nen­nen zu dürfen. 

Irgend­wie hat­te ich in dieser Phase ganz zit­trige Hände. Keine Ahnung ob mich die Aufre­gung, der Stress, die Vor­freude oder alles zusam­men ein wenig mitgenom­men haben, auf jeden Fall war ich nicht in der Lage mir die Start­num­mer mit den Sicher­heit­snadeln zu befes­ti­gen, sodass ich Ulrike bit­ten musste mir zu helfen- „ach Ulrike, vie­len Dank dafür!“ Oh man was für ein Ein­stand! Zu spät kom­men und dann noch den anderen die Arbeit über­helfen, „Aber laufen kannst du sel­ber ja?“

Los geht’s – In der Wechselzone
Sodann wollte ich nicht gle­ich wieder ins Hin­tertr­e­f­fen ger­at­en und begab mich gle­ich zur Wech­sel­zone, Jas­min sollte noch ca. 15–20 Minuten unter­wegs sein, also kon­nte ich mir noch ganz in Ruhe alles anguck­en. Mein neues Shirt und die Gewis­sheit, dass ich rechtzeit­ig an den Start gehen würde, ließen mich ganz lock­er wer­den „guckt her Leute, ich bin ein Veg­an Runner“. 

Als ich dann die Masse von Men­schen gese­hen habe, war ich erst ein­mal von den Sock­en: „Wo muss ich hin? Wie soll mich Jas­min in diesem Gewusel jemals find­en? Hätte ich doch lieber Lenis Ange­bot annehmen sollen?“. Die erste Plan­losigkeit legte sich aber rel­a­tiv schnell, man musste nur den Worten des Sprech­ers lauschen und die anderen Läufer beobacht­en, dann war mir recht klar, wie der Ablauf funk­tion­ierte. Zudem waren ja alle 6 Veg­an Run­ners Staffeln in ein­er Box, sodass ich dann mit Friedrich und Lukas noch ein paar Worte wech­seln und die let­zten Zweifel beseit­i­gen konnte. 

So jet­zt hieß es warten, in weniger als fünf Minuten müsste Jas­min ein­tr­e­f­fen, sie hat mich vorher noch nie gese­hen, also musste ich mich ganz nach vorne kämpfen, um gese­hen zu wer­den. Das klappte auch ganz gut und ich hat­te per­fek­te Sicht auf die Läufer, die durch eine dicke Staub­wolke in den Wech­sel­bere­ich ein­liefen und damit war dann auch klar, dass eine staub­trock­ene Angele­gen­heit auf mich wartete. 

Friedrich und Lukas gin­gen vor mir ins Ren­nen und mit dem Schul­terk­lopfer für Lukas wün­schte ich ihm natür­lich viel Erfolg, kon­nte mich aber auch gle­icher­maßen vergewis­sern, dass dieser Mann tat­säch­lich aus Fleisch und Blut beste­ht. Ich wäre auch nicht über­rascht gewe­sen, hätte ich auf Car­bon gek­lopft. „Wahnsinn“ dachte ich, denn Lukas war als drit­ter Läufer unser­er ersten Staffel bere­its unter­wegs, da waren noch nicht ein­mal die Startläufer der meis­ten Staffeln bei der Übergabe. 

Start und Lauf – Das Erlebnis

„Da hin­ten kommt Jas­min“, ich wollte meine Uhr starten und dann wieder diese zit­tri­gen Hände. „Hier, hier, hal­lo“ per­fekt — sie hat mich rel­a­tiv schnell gese­hen und unsere Banane wech­selte nun den Besitzer. Auf ging es! Während ich meine Uhr ein­stellte und mehreren Läufern im let­zten Moment auswich, machte ich schon gut Meter. Unge­wohnt mit so vie­len Men­schen auf der Strecke, denn im Prinzip kon­nte man hier kaum ein gle­ich­mäßiges Tem­po hal­ten, man war nur am Auswe­ichen, Über­holen, Durch­lassen. Ich ver­suchte durchzu­at­men, die Atmo­sphäre auf mich wirken zu lassen und den Lauf ganz bewusst zu erleben und ja, ich genoss es.

Die vie­len Zuschauer, die Tromm­lervere­ine, die klatschen­den Streck­en­posten, die tief ste­hende Sonne, mein neues Shirt… „genial“, ich schaute auf die Uhr und musste mich brem­sen, sie zeigte 4:35 Minuten/km, das würde ich nicht durch­hal­ten. Die Hitze stieg mir langsam zu Kopf und ich merk­te, dass meine Pumpe anf­ing zu arbeit­en. „Alles im grü­nen Bere­ich“ dachte ich mir und ließ die erste Wasser­sta­tion rechts liegen, schaute auf die Uhr „immer noch zu schnell“, aber ich fühlte mich ganz gut und die Hälfte war auch schon geschafft. 

Ab Kilo­me­ter 3 kam dann ein kleines Tief und ich musste meinem Über­mut ein wenig Trib­ut zollen, aber den­noch kam kein Ein­bruch oder der­gle­ichen. Ich war immer noch gut in der Zeit und gab keinen Meter ver­loren. Ich fragte mich ern­sthaft, ob es denn noch eine weit­ere Wasser­sta­tion geben würde, denn die Strecke wurde wesentlich staubiger und meine Atemwege waren schon mächtig ausgetrocknet. 

Bei Kilo­me­ter 4 stellte ich mich darauf ein, dass ich das auch noch ohne eine Erfrischung schaf­fen würde und prompt kam dann eine Sta­tion, „muss man immer erst meck­ern?“. Also schnappte ich mir einen Bech­er und ran­nte durch die Sprin­kler­an­lage „weit­er, weit­er keine Zeit zum Plan­schen. Nun lief ich am Lager der Veg­an Run­ners vor­bei, die sich zusam­men mit zwei ProVeg- und ein­er Laufen gegen Lei­den-Staffel zusam­men fan­den, sich gegen­seit­ig anfeuerten, zusam­men pick­nick­ten und ein­fach eine schöne Zeit hatten.
Jubel, Klatschen, Rufe, ein mächtiges Getöse schlu­gen mir ent­ge­gen und die gewaltige, pos­i­tive Energiewelle erfasste mich und schien mich ins Ziel zu tra­gen. „Unglaublich, was war das denn?“. Ein unbeschreib­lich­es Gefühl und rück­blick­end nicht mehr in Worte zu fassen, was da einem durch den Kopf ging. Die let­zten Meter durch die Staub­wolke und Ulrike schon im Blick, set­zte ich zum Schlussspurt an und über­gab unsere Staffel­banane über­glück­lich und völ­lig fer­tig. Keine Ahnung ob ich ihr noch was mit auf dem Weg gegeben habe oder nicht, ich war bere­its im Autopi­lot­modus, nicht fähig zu denken „atmen, atmen, Wass­er, Wass­er“ waren meine einzi­gen Gedanken. Die Uhr lief natür­lich auch noch, sodass hin­ten raus die Werte ein wenig ver­fälscht wur­den, aber den­noch so round about 5 Minuten/km waren schon in Ord­nung. Zu Feier des Tages genehmigte ich mir einen Bech­er Wass­er auf Ex.

After-Run-Buf­fet und Get together
Ich begab mich, immer noch immer Autopi­lot-Modus, zu unserem Lager, auf dem Weg dor­thin klatschte ich mit diversen Leuten von uns ab „viel Erfolg, ihr packt das“ und machte mich sogle­ich über das üppig gefüllte Buf­fet her. „Her­rlich wenn man sich keine Gedanken machen muss, was man sich dort greift“ alles war natür­lich veg­an und es schmeck­te ein­fach nur super gut. Prob­lem: Es war so viel zur Auswahl, dass man unmöglich alles pro­bieren konnte. 

Ich unter­hielt mich mit vie­len, vie­len net­ten Men­schen: Jas­min, Leni, Frank, Mäx… und zusam­men sorgten wir nun für den Sup­port, der mir kurz vorher zuteil­wurde. Ich brüllte und klatschte, Andreas D. ent­fachte eine La-Ola-Welle und Frank klatschte ganz läs­sig alle ab, „Wahnsinnsstim­mung“ dachte ich mir tief bein­druckt. Um den Kreis zu schließen: Es war genial… sehr genial! Ich danke allen die daran mit­gewirkt haben, beson­ders natür­lich Gre­gor und Con­stanze für die ganze Organ­i­sa­tion, die auf­grund viel­er Aus­fälle und der damit ver­bun­de­nen Suche nach Ersat­zläufern (z.B. mich) mit Sicher­heit nicht ein­fach war. Ihr seid klasse!

Sven

Alle Fotos:

Add Comment

Your email address will not be published. Required fields are marked *