Recknitztallauf, 05.05.16

Reck­nitz­tal­lauf am 05.05.2016 (Christi Him­melfahrt), ein Bericht von Constanze:

Manch­mal wälzt man den Laufkalen­der gefühlte hun­dert Mal auf der Suche nach dem per­fek­ten Lauf oder durch­stöbert das Inter­net auf der Suche nach inter­es­san­ten Lauf­bericht­en. Beim Reck­nitz­tal­lauf war das anders. Man kön­nte fast meinen, der Lauf hat mich gefunden.

Und das kam so:

Am Mittwoch vor Him­melfahrt macht­en wir uns auf den Weg nach Zingst, wo wir mit den Kindern jedes Jahr in der Vor­sai­son ein ver­längertes Woch­enende ver­brin­gen. Seit­dem ich mit meinen Töchtern dort vor vie­len Jahren zur Mut­ter-Kind-Kur war, liebe ich dieses Fleckchen Erde über alles und ein Jahr ohne den Zing­ster Pud­erzuck­er­sand­strand kann ich mir ein­fach nicht vorstellen. Auf­grund der sehr pos­i­tiv­en Wet­ter­vorher­sagen, waren die Straßen enorm voll und auf unser­er reg­ulären Strecke wurde in den Verkehrsnachricht­en Stau durchge­sagt, so dass wir erst­mals eine andere Route über die Dör­fer fuhren. Und da hab ich in einem kleinen Örtchen namens Kavels­dorf das riesige Wer­be­plakat für den Reck­nitz­tal­lauf ent­deckt, der jedes Jahr an Him­melfahrt stat­tfind­et. Also habe ich, Smart­phone und mobilen Dat­en sei Dank, kurz­er­hand im Inter­net recher­chiert. Neben 400 und 800 Metern für die Bam­bi­nis gab es Läufe über 2km, 6km, 10km und den Halb­marathon. Mit Blick auf die HM-Zeit­en des let­zten Jahres wäre sog­ar ein Sieg drin. Ein­mal ganz oben auf dem Trep­pchen ste­hen und zeigen, was mit veg­an­er Ernährung alles möglich ist, das wär’s doch! Da ist man dann schon mal direkt sehr motiviert. In Berlin scheint es für eine mit­telschnelle Freizeitläuferin wie mich nahezu unmöglich zu sein, eine gute Platzierung zu erzie­len, aber in der Prov­inz kön­nte das mit etwas Glück sog­ar klap­pen, dachte ich mir. Ich leis­tete also solange Überre­dungs- und Überzeu­gungsar­beit, bis mein Fre­und ein­ver­standen war. Ein län­ger­er Lauf von 20km war im Rah­men des Urlaubs schließlich ohne­hin geplant. Ein biss­chen abschreck­end fand ich die Meldege­bühren, die bei ein­er Nach­mel­dung für den Halb­marathon immer­hin 20 Euro betru­gen, was mir für eine solche Ver­anstal­tung doch recht hap­pig erschien. Aber hey, es war immer­hin Urlaub und so kam es, dass unser Weck­er am ersten Urlaub­stag bere­its 7:45 Uhr klin­gelte, denn wir hat­ten eine 50 — minütige Fahrt ins Hin­ter­land vor uns. Bei der Nach­mel­dung vor Ort und der stolzen Nen­nung meines Vere­ins zuck­te der Herr am Melde­stand noch nicht mal mit der Wim­per und es kam auch kein blöder Kom­men­tar. Wie schön!

2016recknitztallauf_vorher-bildDa ich mein VR-Shirt nicht dabei hat­te, aber nicht ganz ohne State­ment antreten wollte, lief ich mit Stirn­band, welch­es ich eigentlich für den rauen Küsten­wind eingepackt hat­te. Im Hin­ter­land wehte jedoch kein Lüftchen und es war natür­lich viel zu heiß, so dass ich das Tuch hin­ter­her auswrin­gen kon­nte 😉´

Der HM war mit fast 22,5 km deut­lich länger als 21,1 km. Darauf hätte ich mich gerne vorher eingestellt, denn so zog sich der ver­meintlich let­zte Kilo­me­ter wie Kau­gum­mi und wollte ein­fach nicht enden. Anson­sten lief es, trotz des Son­nen­scheins und som­mer­lich­er Tem­per­a­turen, ziem­lich gut. Ich bin mit mein­er Durch­schnitt­space von 5:07 min/km für einen Lauf durch die Natur zufrieden. Meine Zeit von 1:54:37h hat den­noch nur für den drit­ten Platz gere­icht und dass, obwohl nur sechs Frauen am Start waren. Das diesjährige Teil­nehmer­feld war schnell und die Hitze machte mir zu schaf­fen. Als ich jedoch auf Nach­frage bei ein­er Helferin an der Strecke erfuhr, dass ich aktuell die dritte Frau bin, wollte ich mir das ein­fach nicht mehr nehmen lassen und zog nochmal etwas an, denn meine Erwartun­gen waren hoch und es sollte, wenn schon kein Sieg, zumin­d­est mein zweit­er Trep­pchen­platz wer­den. Die anderen bei­den Damen waren lei­der außer Sichtweite, son­st wäre vielle­icht noch etwas mehr drin gewe­sen und ich hätte mich möglicher­weise her­anziehen kön­nen. Nach­dem die 10km — Läufer, mit denen wir uns die Strecke teil­ten, Rich­tung Ziel abdreht­en, war es ins­ge­samt ein eher ein­sames bzw. lang­weiliges Ren­nen und ich musste arg kämpfen. Der flache Rund­kurs bot lediglich zu Beginn einen län­geren Anstieg und führte anson­sten über­wiegend über Feld­wege und Asphalt, streck­en­weise aber auch über diese unebe­nen DDR-Beton­plat­ten, wie man sie häu­fig auf den ehe­ma­li­gen LPG-Wirtschaftswe­gen findet.

2016recknitztallauf_strecke

Nach Über­queren der Ziellinie wurde ich jedoch mit ein­er hüb­schen getöpfer­ten und somit sehr indi­vidu­ellen Medaille belohnt, die aus mein­er mit­tler­weile doch recht üppi­gen Medail­len­samm­lung dur­chaus pos­i­tiv her­vorsticht. Etwas schade war der Umstand, dass ich im Ziel das let­zte Stück Banane ergat­terte. Mal abge­se­hen davon, dass ich gerne auch noch ein paar mehr Stücke gegessen hätte, tat­en mir die LäuferIn­nen nach mir wirk­lich leid. Ich erlebe das in let­zter Zeit lei­der häu­figer: Die Bam­bi­nis und Fin­ish­er der kürz­eren Dis­tanzen nehmen sich Unmen­gen der bere­it­gestell­ten Snacks und für diejeni­gen, die wirk­lich lange unter­wegs sind und die somit im Anschluss erst recht Energie brauchen, bleibt dann häu­fig nichts mehr übrig. Hier soll­ten die Ver­anstal­ter drin­gend nachbessern und für jede Lauf­gruppe ein gewiss­es Kontin­gent zurück­hal­ten. Der gesüßte Tee war eben­falls alle und wurde auch nicht nachge­füllt, so dass ich mit Wass­er vor­lieb nehmen musste. Das trübte meine Stim­mung lei­der erhe­blich. Ich bekam noch mit, wie eine Gruppe von Helfer-Mädels (vielle­icht 14–16 Jahre alt) angeregt tuschelte. Schließlich war eine von ihnen mutig und sprach mich an. Sie fragte, ob ich denn wirk­lich veg­an sei. Mit etwas besser­er Laune und schnellerer Regen­er­a­tion durch adäquate Energiezu­fuhr wäre da bes­timmt ein tolles Plä­doy­er für die Verbindung von veg­an­er Ernährung und Sport drin gewe­sen. Aber so… Immer­hin verkniff ich mir den iro­nis­chen Kom­men­tar, dass es natür­lich nur aus Spaß auf meinem Stirn­band ste­hen würde und bejahte ein­sil­big. Nach ein­er nahezu eiskalten Dusche in ollen Vere­in­sräu­men (Augen zu und durch!), war ich zumin­d­est erfrischt und fand glück­licher­weise in mein­er Sport­tasche noch einen alten Clif-Bar, den ich gierig ver­schlang. Den Blick aufs MHD ver­mied ich, denn er tat, was er sollte und meine Stim­mung hellte sich auf, so dass ich zur Siegerehrung schon wieder so etwas wie ein Lächeln zus­tande brachte. 

Die Geschichte der Laufver­anstal­tung, die es bere­its seit 1972 gibt, ist dur­chaus inter­es­sant: „Der Reck­nitz­tal­lauf hat seinen Ursprung in der Meilen­lauf­be­we­gung der ehe­ma­li­gen DDR und den damals inof­fiziellen Feier­lichkeit­en zum Her­rentag. Die Tra­di­tion an besagtem Her­rentag (Him­melfahrt) eine Sportver­anstal­tung durchzuführen, hat sich der Kavels­dor­fer Sportvere­in bewahrt und aus­ge­baut.“ (Quelle)

Schöne Fotos von der Strecke oder der Siegerehrung existieren lei­der nicht, aber immer­hin gibt es das Vorher-Bild und eines von meinen Preisen. Passend zum “Her­rentag” erhielt ich ein 3er Geschenkset Altenburg­er Bier (Prost!) und ein Salzkristall-Teelichthal­ter (oder so).
2016recknitztallauf_preise

Erken­nt­nisse bzw. Mem­os an mich:

1) Ärg­ere dich nicht über Umwege — sie bergen manch­mal tolle Überraschungen!

2) Ignoriere die Vor­jahre­sergeb­nisse — neues Jahr, neue Läufer!

3) Ver­lasse dich nicht darauf, dass ein Halb­marathon nach 21,1 km geschafft ist!

4) Mach es wie die Eich­hörnchen und lege dir Notver­stecke für Energieriegel an (Sport­tasche, Hand­schuh­fach,…) — die näch­ste schlechte Ver­sorgung bei ein­er Laufver­anstal­tung kommt bestimmt!

5) Hab immer ein paar pos­i­tive State­ments zum Veg­an­is­mus parat, die du not­falls abspulen kannst!

4) Fahre niemals (wirk­lich niemals!) wieder ohne dein Veg­an Run­ners — Shirt in den Urlaub!

Con­stanze

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