Erdlingslauf (Etappe 5 + 6), 29./30.08.15

Gruppenfoto der letzten Staffel vom Brandenburger Tor zum Alexanderplatz

Grup­pen­fo­to der let­zten Staffel vom Bran­den­burg­er Tor zum Alexanderplatz

Mitgefühl für Tiere auf dem Mauerweg

Ein Erleb­nis­bericht von Frank Spade.

„Für Mit­ge­fühl laufen“, das war das Mot­to ein­er Staffel von ca. 150 Veg­an­ern und Sym­pa­thisan­ten, die am 29. und 30. August inner­halb von 24 Stun­den, in 12 Etap­pen, ein­mal auf dem Mauer­weg ca. 170 km rund um Berlin liefen. Sie hat­ten sich vorgenom­men Geld für die Unter­stützung des Erdling­shofs im Bay­erischen Wald zu sam­meln, wo aus der Massen­tier­hal­tung befre­ite Kühe, Schweine, Hüh­n­er und Pferde ohne Gefahr für Leib und Leben ihre verbleiben­den Tage und Jahre in Frieden leben kön­nen. Da mit dieser Art Tier­hal­tung kein Geld zu ver­di­enen ist, kamen die Berlin­er Veg­an Run­ners im let­zten Jahr auf die Idee, mit einem Spenden­lauf zur Unter­stützung des Hofs beizutragen.

Die Läuferin­nen und Läufer verteil­ten sich auf 12 Abschnitte, wobei einige auch mehr als einen Abschnitt liefen. Hier fol­gt jet­zt ein Bericht von der 5. (und 6.) Etappe, die gegen 20 Uhr in der Nähe des S‑Bahnhofs Hen­nigs­dorf begin­nen sollte. 

Als ich mit der Bahn dort ankam, war ich zunächst des­ori­en­tiert, in welche Rich­tung vom Bahn­hof aus der Lauf gehen sollte. Bevor ich beurteilen kon­nte, wem von den Umste­hen­den ich genü­gend Ortsken­nt­nis zutrauen würde um ihn oder sie zu fra­gen, bemerk­te ich einen Polizeibus auf dem Bahn­hofsvor­platz. Die soll­ten sich ausken­nen, dachte ich, und trat an der Beifahrer­seite an das Fahrzeug her­an. Das Fen­ster war herun­tergekurbelt und bevor ich etwas fra­gen kon­nte, sagte ein­er der Polizis­ten „Sie wollen bes­timmt zum Mauer­weg!?“ Ich war wegen meines Out­fits als Läufer einzuord­nen, aber doch über­rascht, über diese Ansprache. Als näch­stes stieg er aus dem Fahrzeug, um mir die Rich­tung zu zeigen. Er bestätigte, dass die Polizei unseren Lauf auf dem Schirm hätte und wün­schte mir zum Abschied viel Freude und Erfolg dabei. Langsam trafen einige der anderen Läufer ein, aber wir hat­ten von unser­er Ein­satzzen­tral am Stand des Erdling­shofs auf dem Alex erfahren, dass ein­er unser­er Läufer den Zug ver­passt hat­te und 20 Minuten später ein­tr­e­f­fen würde. Von einem der Begleit­er der Läufer, die den Abschnitt vor unserem liefen, erfuhr ich, dass auch sie Ver­spä­tung hat­ten, sodass wir gelassen auf die näch­ste S‑Bahn warten konnten. 

Als wir dann vol­lzäh­lig waren, tra­bten wir gemäch­lich zum Tre­ff­punkt, als plöt­zlich wieder der Polizei­wa­gen auf­tauchte, um uns – getreu dem Mot­to „die Polizei dein Fre­und und Helfer“ – darauf hinzuweisen, dass wir rechts abbiegen müssten, um zum Mauer­weg zu gelan­gen. Wir wur­den fre­undlich ver­ab­schiedet und stell­ten dann aber fest, dass wird bere­its am Tre­ff­punkt waren. Also stellen wir uns darauf ein, hier auf das Ein­tr­e­f­fen der Läufer*innen des Abschnitts 4 zu warten. Es dauerte nicht lange, da sahen wir sie die Brücke über den Oder-Hav­el-Kanal über­queren, gekrönt von einem riesi­gen Voll­mond direkt über ihren Köpfen (ich hoffe jemand hat ein Foto davon gemacht und stellt es uns zur Verfügung).

Ich hat­te mir einen 20-Km-Abschnitt aus­ge­sucht, als Vor­bere­itung auf den Müggelsee-Halb­marathon am 18. Okto­ber. Dies war ein Abschnitt, für den ein flottes Lauftem­po von sechs Minuten pro Kilo­me­ter vorge­se­hen war und tat­säch­lich zeigte sich, dass die sech­sköp­fige Läufer­gruppe sehr zügig durch die Nacht huschte. Die Strecke ver­lief haupt­säch­lich über isolierte Fuß- und Rad­wege, wo uns in der bald ein­set­zen­den Dunkel­heit kaum jemand begeg­nete. Wenn wir aber durch bewohnte Straßen liefen, beka­men wir gele­gentlich auf­munternde bzw. anerken­nende Zurufe zu hören und an den Straßen wurde uns vere­inzelt zuge­hupt. Seit über ein­er Stunde war es dunkel und einige von uns tru­gen LED-Kopflam­p­en, um den Weg auszuleucht­en. Trotz­dem plär­rte unser Streck­en­führungsnavi plöt­zlich „umkehren!“. Wir waren in einem Moment der Unaufmerk­samkeit an ein­er Abzwei­gung vor­beige­laufen und mussten nun ca. 600 m zurück. Danach ging es auf direk­ten Wege weit­er, immer begleit­et von dem wun­der­schön klaren Voll­mond. Am S‑Bahnhof Staak­en wur­den wir nach zwei Stun­den dann mit viel Applaus und Hal­lo von der näch­sten Gruppe und deren Begleit­ern begrüßt. Wir hat­ten uns gut an unsere Zeit gehal­ten, aber die Ver­spä­tung von der vorheri­gen Gruppe nicht reduziert, sodass auch der näch­ste Abschnitt mit ein­er Ver­spä­tung startete. Das war von vorne­here­in einkalkuliert, zumal es hier nicht um einen Wet­tkampf, son­dern um ein Gemein­schaft­ser­leb­nis ging.

Am Tag zuvor hat­te ich hier mein Fahrrad angeschlossen und freute mich, dass es noch da war. Ich hat­te vor, den näch­sten Abschnitt bis zu meinen Haus in Neu Fahrland zu begleit­en; etwa 28 Km. Lei­der hat­te mein Fahrrad dann doch Schaden genom­men. Zunächst stelle ich fest, dass das Licht nicht mehr ging (was ich in der Woche davor hat­te repari­eren lassen), und dann schleifte mein Frontschutzblech hör­bar und irri­tierend am Reifen. Let­zteres kon­nten wir mit ein­er rabi­at­en Ver­biegung beheben. Das Licht ließ sich nicht in Gang set­zen, sodass auch ich eine Kopflampe auf­set­zte, die sich als hil­fre­ich­er erwies, als es mein Schein­wer­fer gewe­sen wäre, weil ich so die Umge­bung bess­er nach den Hin­weiss­childern für den Mauer­weg und den gel­ben Markierun­gen des 100-Meilen-Laufs absuchen konnte.

Gruppenfoto - Läuferinnen Etappe 6

Grup­pen­fo­to — LäuferIn­nen Etappe 6

Plöt­zlich sahen wir vor uns zwei helle Lichter, die sich dicht über dem Erd­bo­den auf den Weg zu bewegten. Glüh­würm­chen dachte ich, in Bran­den­burg? Die waren mir zumin­d­est in der Ver­gan­gen­heit noch nicht begeg­net. Im Licht der Kopflampe ließ sich dann aber schnell erken­nen, dass es sich um einen jun­gen Fuchs han­delte. Kurz darauf begleit­ete mich ein Hase am Weges­rand, und dann noch ein­er. Ob die sich ger­ade mit dem Fuchs „Gute Nacht!“ gesagt hatten?

Aber auch unsere Läuferin­nen und Läufer gaben inter­es­sante Bilder ab. Die Reflek­toren an ihrer Klei­dung von hin­ten beleuchtet, hüpften schein­bar allein durch die Nacht, weil von den Läufer*innen selb­st kaum etwas zu erken­nen war. Und von vorne betra­chtet waren nur fünf helle Kopflam­p­en zu sehen. Auf halbem Weg zwis­chen Schloss Sacrow und der Römer­schanze, lag dann ein Baum quer über unserem Weg. Den hat­te ich tags zuvor bere­its über www.maerker.de gemeldet, aber er lag immer noch da; was mich nicht wirk­lich über­raschte. Vor­sicht­shal­ber hat­te ich bere­its zuvor so viel Gestrüpp ent­fer­nt, dass Läufer und Rad­fahrer – wenn auch mit etwas Mühe – darunter durchka­men. Die Wege waren über­wiegend befes­tigt und in gutem Zus­tand, doch an eini­gen Abschnit­ten, im Raum Gatow, hat­ten Wurzeln den Asphalt hochge­drückt und bracht­en manchen von uns zum Straucheln, und ein­mal sog­ar zu Fall, weil die Wurzeln im Dunkeln schlecht zu erken­nen waren. Glück­licher­weise wurde nie­mand verletzt.

In Neu Fahrland haben wir uns dann die Frei­heit genom­men den von dem 100-Meilen-Lauf vorgeze­ich­neten Track zu ver­lassen, denn vor erst vier Wochen war ein Rad- und Wan­der­weg direkt am Ufer des Jungfernsees eröffnet wor­den. Der war viel schön­er und angenehmer zu laufen, als die Strecke an der viel­be­fahre­nen B2. Nach 1,5 Km mün­dete dieser Weg dann in die Bertin­is­traße und vere­inigte sich so wieder mit dem so genan­nten Mauer­weg. Dieser fol­gt den ehe­ma­li­gen DDR-Gren­zan­la­gen, was nicht immer eine Mauer war, son­dern auch die Ufer von Gewässern und Kolon­nen­wege, die von den Gren­ztrup­pen benutzt wurden.
Am Ein­gang zum Neuen Garten in der „Berlin­er Vorstadt“ in Pots­dam habe ich mich dann nach nun­mehr 30 Km-Fahrrad­be­gleitung von der Gruppe ver­ab­schiedet. Zu fün­ft, mit zwei Rad­be­gleit­ern, huscht­en die dann weit­er durch die Nacht. Es war kurz vor drei Uhr früh und meine Muskeln und Gelenke waren dankbar endlich etwas Ruhe zu bekom­men, bevor ich am näch­sten Mit­tag das let­zte Teil­stück vom Bran­den­burg­er Tor bis zum Alex mitlief.

Abschluss auf dem Veganen Sommerfest Berlin

Abschluss auf dem Veg­a­nen Som­mer­fest Berlin

4 Comments

  • Leni Leck­er Posted 31. August 2015 15:05

    Toller Bericht. Sehr berührend. Näch­stes mal würde ich auch gerne eine Nacht­strecke mit­laufen, allerd­ings waren die auch ganz schön lang. Ich bin Etap­pen 11 und 12 gelaufen und das war auch super klasse. Bis zum näch­sten Mal.

  • Leni Leck­er Posted 31. August 2015 15:05

    Toller Bericht. Sehr berührend. Näch­stes mal würde ich auch gerne eine Nacht­strecke mit­laufen, allerd­ings waren die auch ganz schön lang. Ich bin Etap­pen 11 und 12 gelaufen und das war auch super klasse. Bis zum näch­sten Mal.

  • Thomas Posted 12. April 2017 14:41

    Hal­lo Frank, lei­der lese ich erst heute diesen Beitrag, da ich heute erst durch Zufall auf diese Seite gestossen bin. Ich war auf dem 20km Stück der 5 Etappe mit dabei so wie auch beim Zielein­lauf den ich gefilmt habe und der jet­zt auch hier auf der Seite ver­linkt ist. Ich fand die ganze Ver­anstal­tung echt toll und finde es schade dass es (zumin­d­est bish­er) keine Wieder­hol­ung gab.
    Gruß Thomas

  • Thomas Posted 12. April 2017 14:41

    Hal­lo Frank, lei­der lese ich erst heute diesen Beitrag, da ich heute erst durch Zufall auf diese Seite gestossen bin. Ich war auf dem 20km Stück der 5 Etappe mit dabei so wie auch beim Zielein­lauf den ich gefilmt habe und der jet­zt auch hier auf der Seite ver­linkt ist. Ich fand die ganze Ver­anstal­tung echt toll und finde es schade dass es (zumin­d­est bish­er) keine Wieder­hol­ung gab.
    Gruß Thomas

Add Comment

Your email address will not be published. Required fields are marked *