Ein Bericht von Frank Spade:
Am Morgen des ASICS 10K in Berlin finde ich heraus, dass ich meine Startunterlagen spĂ€testens am Vortag bei Karstadt hĂ€tte abholen sollen. Kein Hinweis, ob die Abholung auch heute noch möglich ist. Eine so wichtige Information, ĂŒber ein unĂŒbliches Vorgehen, hĂ€tte direkt in die AnmeldebestĂ€tigung gehört und nicht vergraben in einen Anhang. Da aber noch Nachmeldungen möglich sein sollten, versuchte ich mein GlĂŒck und fuhr frĂŒher als nötig los. Mein GlĂŒck wurde dann aber schon schneller auf die Probe gestellt als mir lieb war. Auf halbem Weg zum Bahnhof bremste ich mein Fahrrad ohne das Nasse Laub unter den RĂ€dern wahrzunehmen, was zu einem Blockieren des Vorderrades fĂŒhrte. Was dann geschah erinnere ich nicht. Als ich aufwache bin ich von fĂŒnf besorgten Menschen umringt, die bereits einen Krankenwagen gerufen hatten. Ich sortierte mich und stellte fest, dass ich aus einigen Wunden blutete. Am schlimmsten hatte es meinen rechten Daumen erwischt, aber alle Knochen und Sehnen schienen heil zu sein. Unter dem Protest der Helfer bestieg ich mein Rad und fuhr weiter zum Bahnhof, nicht ohne mich vorher bei ihnen bedankt zu haben. Die Blutungen hörten langsam auf und fĂŒr den Daumen bekam ich vom Zugbegleiter des Regio ein Pflaster.
Ich war extra so losgefahren, dass ich eine Stunde vor dem Start eintreffe, falls es Schwierigkeiten mit den Startunterlagen gibt. Die Sorge stellte sich dann aber als unnötig heraus. Man wollte wohl mit der AnkĂŒndigung fĂŒr den Starttag den Andrang reduzieren, was auch gut funktionierte. Leider fand ich dann kein CafĂ©, wo ich meinen ĂŒblichen Pre-Run Kaffee-Soja-Latte bekommen konnte, der mir sonst immer gut getan hatte. Das einzige CafĂ©, wo man mir einen Kaffee-Latte anbot, servierte mir zunĂ€chst einen regulĂ€ren Latte. Nach meiner Reklamation und dem Bestehen auf Sojamilch bekam ich einen Latte mit laktosefreier Milch. Es stellte sich herraus, dass sie gar keine Sojamilch hatten. So viel Dreistigkeit war mir noch nicht untergekommen.
Bei der Anmeldung waren wir nach unserer Zielzeit gefragt worden, wo ich ĂŒbermĂŒtig 41 Minuten angegeben hatte, um in einem der vorderen Böcke starten zu können, mit der Chance auf eine schnellere Zeit. Auf meiner Startnummer stand dann aber B4, was der letzte Startblock war. Ich fragte den nĂ€chsten LĂ€ufer, der mir begegnete und B3 auf seiner Startnummer hatte, was seine Zielzeit wĂ€re. Als er 60 Minuten antwortete wusste ich, dass die Einordnung belanglos war und schlich mich in den B3er-Block, fĂŒr den eine Zielzeit von 50 Minuten angegeben war. Wie ich feststellen konnte, war ich hier nicht der einzige B4er. Neben anderen war da auch eine Frau, die sich von einem Offiziellen die B4 in B3 hatte Ă€ndern und abstempeln lassen. TatsĂ€chlich sah ich aber niemanden, der den Zugang zu den Startblöcken kontrollierte.
Der Start war dann sehr langsam. Es dauerte 73 Sekunden bis ich die Startlinie ĂŒberqueren konnte. Die Dichte des Feldes machte das Ăberholen am Anfang sehr schwer. Es war so eng, dass ich beim Spurwechsel fast wieder gestĂŒrzt wĂ€re. Dann bot sich rechts ein Fahrradstreifen an, der von vielen zum Ăberholen genutzt, aber von Offiziellen immer wieder dabei gestört wurden. Nachdem die Werbung fĂŒr den Lauf davon gesprochen hatte, dass die Strecke durch den Zoo fĂŒhren wĂŒrde, hatte ich mir mehr als ca. 400 m davon versprochen. Aber ich glaube, fĂŒr die Tiere wĂ€re das sowieso ein fragwĂŒrdiges Erlebnis gewesen.
Nachdem ich am Anfang dem Pacer mit der 45 Minutenflagge weglaufen konnte, dachte ich, ich bin gut im Rennen, bis er mich etwa bei Kilometer sieben locker ĂŒberholte und ich nicht folgen konnte. Das Ziel kam dann aber schon bald und mir wurde die Finischermedaille umgehĂ€ngt. Nach dem Abholen meiner Klamotten lieĂ ich mich vom Roten Kreuz verarzten. Dabei stellte ich fest, dass ich den Chip noch am Schuh hatte. Wenn der nicht abgegeben wĂŒrde, mĂŒsste ich nochmal 24 Euro bezahlen, wofĂŒr ich im Voraus meine Zustimmung geben musste. Der Weg zur Abgabestelle war ein arges GedrĂ€nge, weil inzwischen die meisten der ca. 7.500 LĂ€ufer ins Ziel gekommen waren. Um dann zum Bus zu kommen musste ich nochmal durch das GedrĂ€nge, um dann 20 Minuten vergeblich auf einen Bus zu warten. In der Zeit hĂ€tten zwei kommen mĂŒssen. So machte ich mich dann zu FuĂ auf den Weg zum Bahnhof. SpĂ€ter wurde mir erzĂ€hlst, dass die Busse bestreikt worden wĂ€ren.
Ich hab mich vor und nach dem Rennen nach Vegan Runners umgesehen, aber keinen gefunden. DafĂŒr wurde ich wĂ€hrend des Rennens zwei Mal anerkennend auf mein »Vegan Runners«-Shirt angesprochen. Aus der Ergebnisliste konnte ich dann ersehen, dass drei weitere Veganer mitgelaufen waren, zwei von ihnen schneller als ich, aber alle wesentlich jĂŒnger. Ich konnte unter 6511 Startern den 1099. Platz belegen und in meiner Altersklasse unter 114 den 15. Platz mit schwachen 47:33 Minuten.
Mit 24 Euro war dies Event fĂŒr meinen Geschmack ziemlich ĂŒberteuert und wird wohl eine einmalige Erfahrung bleiben.
Veranstalter: Berlin LĂ€uft