9. Chemnitz Marathon, 03.07.16

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Ein Bericht von Felix Engelhardt 

“Back to the roots” hieß es für mich am Son­ntag, den 3.7. Als gebür­tiger Karl-Marx-Städter war die Ver­lock­ung des Marathons in mein­er Heimat trotz aller Vor­be­halte, die ich über die Jahre dieser eigen­willi­gen Stadt gegenüber entwick­elt habe, ein­fach zu groß. Naja, streng genom­men wollte ich vor dem diesjähri­gen Berlin Marathon eigentlich gar keinen weit­eren Marathon laufen. Die Teil­nahme resul­tierte vor allem aus mein­er Absicht, meine Mut­ter durch meine physis­che Präsenz bei ihrem ersten offiziellen Halb­marathon zu unter­stützen (wozu Ste­hen und Jubeln am Rand eigentlich auch gere­icht hät­ten, aber lassen wir das :D).
Vor diesem Hin­ter­grund ver­lief meine Vor­bere­itung auch eher halbherzig.…ich bin zwar schon 2–3 Monate vorher immer mal 2–2,5 Stun­den pro Woche gelaufen und habe auch meine Inter­vall­train­ings nicht ver­nach­läs­sigt. Aber wie sich später zeigen sollte, hät­ten ein paar Kilo­me­ter mehr in den Beinen garantiert nicht schaden können! 

Am Wet­tkampf­tag fühlte ich mich so gese­hen top­fit: leck­er und gut am Vor­abend gegessen, gut geschlafen, keine Beschw­er­den oder Wehwe­hchen. Die Sonne lachte bei angenehmen 18/19 °C und es wehte ein leicht­es Lüftchen. Opti­male Bedin­gun­gen also.
Der Lauf war in vier Run­den à 10,4 km aufgeteilt, was Vor- und Nachteile hat: es lässt sich so zwar ziem­lich gut die Pace und die noch zu laufende Strecke abschätzen, aber Run­den kön­nen eben ger­ade gegen Ende hin auch sehr monot­on und ermü­dend sein.
Die Strecke selb­st bot einen guten Mix aus Straßen und weicherem Park­bo­den, weshalb zumin­d­est in dieser Hin­sicht schon etwas Abwech­slung garantiert war. Es war auch für jede*n was dabei: 5 km, 10 km, Halb­marathon und Marathon.

Vor Ort war einiges los, allerd­ings angenehmer­weise bei weit­em nicht so viel, wie bei anderen Stadtmarathonläufen.
Während ich mich gemütlich warm­lief, kon­nte ich auch schon ein paar Mitstreiter*innen in Laufen-gegen-Lei­den-Shirts erspähen, was meine ohne­hin schon gute Laune nochmal einen extra Schub nach oben gab.

16chemnitz02Als ich mich kurz vor dem Start gegen 9:30 Uhr in der Start­zone ein­fand, gab es ein lustiges Wieder­se­hen: jemand tippte mir auf die Schul­ter und es war.…natürlich unser lieber Robert Boyde-Wolke, der alte Marathon-Hase 😀 !
Er erzählte mir, er sei noch nie zuvor in Karl-Marx-Stadt gewe­sen und habe sich anlässlich des Laufs extra optisch an den ehe­ma­li­gen Namensge­ber der Stadt angenähert.
Für den Lauf selb­st hat­te er sich aber nichts Beson­deres vorgenom­men, ein­fach entspan­nt durchkom­men und eine schöne Zeit haben. Ich demge­genüber, hat­te mir — warum auch immer — trotz mein­er dürfti­gen Vor­bere­itung das Ziel von 3h30min in den Kopf gesetzt.…

Und so fiel der Startschuss pünk­tlich um 9:30 Uhr. Wir legten in eine entspan­nten 5:20/5:30 Pace los, Robert immer dicht in meinem Wind­schat­ten. Für ihn schien das Tem­po genau richtig zu sein, was den schö­nen Neben­ef­fekt hat­te, dass wir uns als Veg­an-Run­ners-Dop­pel­pack vor den Augen des gut gelaun­ten Pub­likums durch die Rei­hen der anderen Läufer*innen schlängelten.
Ich weiß gar nicht, wie lange Robert mir an den Fersen klebte, aber als ich mich so nach ein­er Stunde umdrehte, war er ver­schwun­den. Später sah ich ihn mir aber nochmal ent­ge­genkom­men und da wusste ich, dass wir von nun an unseren eige­nen Lauf laufen würden.
So zog ich im weit­eren Ver­lauf auf 4:55/5:00 an, da ich mich sehr gut fühlte und ja immer noch die Marke von 3:30 vor Augen hatte.

Das Ganze ging auch bis so ca. km 34/35 gut, dann kam der berühmt berüchtigte und allen Maratho­nis (zumin­d­est aus Erzäh­lun­gen) bekan­nte Mann mit dem Ham­mer!!! Nun gab es die Quit­tung für meine schlampige Vor­bere­itung und das dafür zu ambi­tion­ierte Ziel: die Beine wur­den schw­er­er, der Lauf­stil dadurch unsauber­er, die Hüfte fing an sich zu melden und zu allem Über­fluss ver­ab­schiede­ten sich die noch vere­inzelt antreiben­den Zuschauer*innen nach Hause, sodass ich auf den let­zten Kilo­me­tern mut­tersee­le­nallein mit mir und mein­er schwinden­den Moti­va­tion zu kämpfen hat­te. Aufgeben? Nev­er! Kurze Geh­pause? Schon eher, aber dann war’s das mit den 3:30! Kurz dehnen? Weit­er­er Zeitver­lust, aber ohne geht echt nicht!
Ich raffte nochmal alle meine Kräfte zusam­men, atmete ein paar Mal tief durch und nahm wieder Fahrt auf. Noch 5 km.…das ist doch nichts! Noch 4.…fast geschafft! Noch 3.…jetzt nochmal alles geben! Noch 2…Schmerz ist eine Illusion 😀 !
Noch 1…Schlusssprint (zumin­d­est in mein­er Wahrnehmung 😀 )!
Und geschafft! Aber hey, immer­hin 3:35:15, 10 min. bess­er als zum let­zten Berlin Marathon und Platz 20 von 86. Robert fin­ishte schließlich auf Platz 47 mit ein­er Zeit von 4:03:29, was insofern Respekt ver­di­ent, als er sich zwis­chen­durch auch noch 10 min. mit zufäl­lig am Streck­en­rand ste­hen­den Ver­wandten unter­hal­ten konnte 😀 !

Im Ziel angekom­men wurde ich dann jubel­nd von mein­er ganzen Fam­i­lie emp­fan­gen, die mich auch gle­ich mit Kohlen­hy­drat­en und Elek­trolyten vollstopfte.
Erstaunlicher­weise brauchte ich nur 2 Tage, um nahezu nichts mehr von den ner­ve­naufreiben­den Qualen des Laufes in meinem Kör­p­er zu spüren.
EIn weit­eres Indiz dafür, was eine voll­w­er­tige, rein pflan­zliche Ernährung für die Regen­er­a­tion des Kör­pers bewirken kann!
Robert habe ich nach dem Lauf lei­der nicht nochmal gese­hen, aber wir haben kurz danach geschrieben und übere­in­stim­mend fest­gestellt, dass es trotz alle­dem ein ziem­lich schön­er Lauf war,
der sog­ar Olym­pi­oniken für die 10 km Dis­tanz nach Chem­nitz zieht!

Ver­anstal­ter: marathon-chemnitz.de

2 Comments

  • Bir­git Posted 26. Juli 2016 7:11

    Sehr schön­er Bericht und super Leistung!
    Und die Bilder, da bekommt man gle­ich gute Laune!
    LG Birgit

  • Bir­git Posted 26. Juli 2016 7:11

    Sehr schön­er Bericht und super Leistung!
    Und die Bilder, da bekommt man gle­ich gute Laune!
    LG Birgit

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