Kristall-Lauf, 26.10.13

Glück Auf!
Oder: Mar­cus, Stef­fi, Tim und Auge in unglaublich­er Tiefe.
(*)
(16. Inter­na­tionaler Son­der­shäuser Kristal­l­lauf, Brügman-Schacht.)

2013_kristalllauf1Ver­fasst von Auge
Ein Erleb­nis­bericht über den Besuch der ältesten noch befahrbaren Kali­grube der Welt: 
Die Aut­o­fahrt von Berlin nach Son­der­shausen dauert etwa drei Stun­den. Mit einem Nav­i­ga­tion­s­gerät der ersten Gen­er­a­tion gegebe­nen­falls auch länger. Trotz ein­er Straßen­führung ins Blaue, blieb Stef­fi guter Dinge, denn das Gerät, so behauptete sie ver­bis­sen, habe sie immer gut und richtig geführt. Da spielte es keine Rolle, ob die eine oder andere Straße nicht mehr existierte. Als jedoch eine markante Land­schaft mit Win­drädern und mit­ten­drin ein ein­sam und ver­lassen wirk­endes Hotel mal links, dann wieder rechts an uns vor­bei zogen, und das Navi munter im Kreis führte, schal­tete ich nach der Begeg­nung der drit­ten Art meine Han­dy­nav­i­ga­tion dann doch ein. Trotz­dem blieb es eine fahrige Angele­gen­heit, weil Auto­bahn­ab­schnitte ohne Umleitung ein­fach ges­per­rt waren. — Nach mehr als vier Stun­den Fahrt, der Stress hat­te schon spür­bar an unserem Ner­venkostüm genagt, waren wir gegen 11 Uhr endlich da. Am Park­platz, vor dem Berg­w­erk­sein­gang, trafen wir auf Mar­cus und Tim, die den richti­gen Weg etwas früher gefun­den hatten.
Nach einem kurzen Team-Check: “Lauf­bek­lei­dung, Lauf­schuhe, vorgeschrieben­er Fahrrad­helm – Check!“ und mit dem Emp­fang der Start­num­mern, war alle Hek­tik verflogen. -


Ins­ge­samt woll­ten 461 Sportler und auch Zuschauer in die ca. 230 Mil­lio­nen Jahre alte Sal­zlager­stätte. Es dauerte also doch noch eine Weile, bis wir vier endlich in einem schwarz verklei­de­ten, nicht ger­ade ein­laden­den, Berg­w­erks­fahrstuhl ganze 700 Meter in die Tiefe fuhren. Während der beengten Fahrt in die Tiefe baute sich schnell Druck auf den Ohren auf. Aber nach weni­gen Minuten war die Fahrt vor­bei und vor uns bre­it­ete sich ein mehrere Meter hoher und bre­it­er, mit Neon­röhren sehr gut aus­geleuchteter, Tun­nel aus. Die Gestein­swand war gräulich und mit lan­gen Schür­fen über­sät, Stützträger aus Met­all waren mit ein­er Salzschicht über­zo­gen. Wenige Meter nach Betreten der Anlage war ein klein­er Schrein in das Gestein geschla­gen. Eine Stat­ue der heili­gen Schutz­pa­tron­in Bar­bara von Nikome­di­en sollte den Bergleuten das nötige Glück brin­gen. In diesem großen Haupt­gang waren Start- und Zielpunkt des Rund­kurs­es, den wir, wie alle anderen bei dieser Laufver­anstal­tung, bezwin­gen woll­ten. Es dauerte nicht mehr lange, als wir nach einem selb­st ver­anstal­teten Foto­shoot­ing-Marathon an den Start mussten. Bis dahin sorgte ein kleines Orch­ester mit zack­iger Marschmusik und mit Pauken, Trom­meln und Trompe­ten für eine aus­ge­lassene Stim­mung unter den Teilnehmern.
Schließlich ging es an den Start. Ein Mod­er­a­tor heizte die Stim­mung über einen Laut­sprech­er nochmal an. Wir jubel­ten bere­itwillig mit, auch wenn uns ein Wörter­buch „Deutsch – Säch­sisch“ fehlte.
Tim rei­hte sich in den vorderen Rei­hen ein. Mar­cus, Stef­fi und ich gesell­ten uns mit dem Wahlspruch „Dabei ist alles!“ hin­ten ein. Vor uns warteten 11,7 Kilo­me­ter Strecke. Also drei Run­den mit je 3,9 Kilo­me­ter Länge und mit 85 Meter Höhe­nun­ter­schied. Dann fiel, unter Applaus der Läufer, der ersehnte Startschuss. Gle­ich darauf führte die Strecke in einen Neben­gang. Dort war auch der einzige Ver­sorgungspunkt der Strecke aufge­baut, wo Sprudel (!!!) anstatt stillem Wass­er aus­geschenkt wurde. (Tim kostete das Rülpsen-Müssen bes­timmt einige Minuten, wie wir später erfahren hat­ten.) Es fol­gte eine kleine Anhöhe bergauf, dann wieder hinab. Das ging einige Male so. Und wer jet­zt über­mutig wurde, (wie ich, und auf das Gaspedal drück­te) der wusste nicht, dass noch unheim­lich gewaltige und lange Wege bergauf und –ab fol­gten. Die Angabe des Höhe­nun­ter­schieds täuscht daher extrem. Die erste Runde kon­nte man noch kom­plett laufen, aber ab der zweit­en Runde wur­den Anhöhen immer öfter began­gen, weil der Puls son­st bei über 190 in Rich­tung Kapit­u­la­tion steigen wollte. Der Unter­grund war meis­tens recht hart und glatt. Bei glänzen­den Stellen musste man ein wenig auf­passen, weil kleine Rutsch­par­tien möglich waren. Die abgesteck­te Strecke führte mal durch sehr gut aus­geleuchtete Gänge, aber auch durch dun­kle oder mit dif­fusem und sehr spär­lichem Licht beschenk­ten Gän­gen. Mal waren es schmale, mal weite luftige Gänge, bei denen sich die Far­bgestal­tung des Gesteins auch immer mal änderte. Es war ein sehr anstren­gen­der Lauf. Die Strecke kostete, bei 27 bis 32 Grad warmer salziger Luft­tem­per­atur, ordentlich viel Kraft. Dafür auch ein sehr atmo­sphärisch­er Lauf. Hin und wieder standen in den abges­per­rten Seit­engän­gen beladene Loren­wa­gen, Lkws (wie kom­men die bloß in die Tiefe), oder andere Gerätschaften, die man bestaunen kon­nte. Dann wieder führte links ein zig Meter langes Förder­band neben­her, welch­es irgend­wo wieder ver­schwand. In einem der dun­klen Abschnitte rat­terte es plöt­zlich so laut, als würde nebe­nan ein Zug durch­sausen. Durch die Vibra­tion riesel­ten kleine Salzkristalle und Staub von der Decke. Nur Berggeis­ter kon­nten auf der gesamten Strecke nicht gesichtet wer­den, der Bar­bara N. höchst­wahrschein­lich zum Dank.
Nach den drei Run­den waren alle froh, die Ziellinie erre­icht zu haben, aber auch sehr sehr glück­lich. Mar­cus hat­te unter­wegs sog­ar sein Runner’s High und ein bre­ites Grin­sen im Gesicht.
Wir waren uns alle einig, dass dieser Lauf ein abso­lut grandios­es Erleb­nis war.
Nach­dem die Pokale und die Urkun­den in Emp­fang genom­men waren, hätte man zur Feier noch an der unterirdis­chen Bar ein Bierchen zis­chen kön­nen. Lei­der fehlte uns das nötige Klein­geld, sodass es gle­ich darauf oberirdisch in den hal­lenar­ti­gen Duschraum ging (Berg­w­erks-Dimen­sion).
Am Ende fuhr Tim mit seinem Auto alleine weit­er Rich­tung West­deutsch­land, um unter­wegs irgend­wann mit dem ADAC zu tele­fonieren, weil der Auto­mo­tor nicht mehr wollte und den Geist auf­gab. Mar­cus wiederum stand der Stef­fi als Fahrzeug­be­gleit­er zur Seite, während Auge auf der Rück­bank einen lan­gen Dorn­röschen-Schlaf hielt. Aber das sind wieder andere Geschicht­en und sollen ein ander­mal erzählt werden.

Ergeb­nis von Auge:
81 Platz bei M30-Män­ner, Zeit: 01:14:21, Geschwindigkeit: 6:21min

Alle Bilder:
http://flic.kr/s/aHsjLp9uFo
Inter­net­seite vom Veranstalter:
http://www.sc-impuls.de/

(*) Auge ist der einzige Veg­an Run­ner unter den vier, hier im Bericht benan­nten, Läufern.

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